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Anselm Glück: Die Legende vom Glück

\"Licht schadet den Augen, Bilder machen das wieder gut\", schreibt Anselm Glück in einem Schriftbild am Boden. Seit über zwanzig Jahren betreibt er Literatur und Malerei, seine eigenwilligen Bilder haben etwas durch und durch Erzählerisches. Mit weißer Grundierung überzieht Glück dichtbemalte Hintergrundschichten, schält in freigelassenen Stellen Figuren, Köpfe, Sterne, Häuser aus dem kosmischen Nebel. Großköpfige Menschlein mit Punktaugen und Strichmündern oder abstrakten, zufällig aus dem Hintergrund schimmernden Farbbahnen im Gesicht bevölkern diese unwirklichen Welten. Wie in Kinderzeichnungen wachsen sie neben Häusern aus der unteren Blattkante, schweben oder fliegen. Glück ist ein brüchiger Zustand, versucht man es zu fassen, ist es wieder weg. Ähnlich sind Glücks Bilder. Sie erinnern an Kinderzeichnungen, suggerieren in ihrem figurativen Ansatz unmittelbare Lesbarkeit und entgleiten dann wieder. Titel wie \"aus dem notbiwak zurück ins leben\" verstärken den Drang zur Geschichte, bilden aber keinen roten Faden durch buntes Personengewirr. Die Ähnlichkeit mit Kinderzeichnungen, Malerei der sogenannten \"Primitiven\" oder \"Geisteskranken\" erzeugt in Kombination mit fröhlichen Farben und dem weißen Über-Grund eine positive Grundstimmung, die sich bei näherem Hinsehen als brüchig erweist. Anselm Glück ist kein Kind mehr, und auch kein Primitiver. Er weiß um die trügerische Legende vom Glück und erzählt sie in der Symbolsprache des Bildes. Hier finden sich sehr große Menschen neben sehr kleinen, wächst aus einem Rumpf eine zweite Person, verbinden Nabelschnüre, Kabel oder beliebig deutbare Linien die Figuren miteinander, schwebt ein körperloser Kopf verlassen im Raum. Alles in Glücks Universum ist auf rätselhafte Weise mit etwas anderem verbunden. Folgt man den vielschichtigen Überlagerungen in diesem dichten Bildkosmos, zeigen sich Bezüge, Abhängigkeiten, Doppel- oder Dreifachgesichter, Vexierfiguren. Glück sucht im Malen die Kommunikation des Nicht-Sprechens - und spricht doch.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Anselm Glück
04.12.2002 - 24.01.2003

Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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