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Adriana Czernin - Investigation of the Inside: Raus aus dem Kokon

Das Ausstellungsjahr 2013 beginnt bei Martin Janda mit einer neuen Werkgruppe der bulgarisch-österreichischen Künstlerin Adriana Czernin. Czernin, deren Werk hier zuletzt 2009 zu sehen war, ist vor allem für ihre ornamental und floral überwucherten Frauenkörper bekannt, die sie lasziv in eine flächige Szenerie aus Bleistiftstrichen setzte. Die nun zu sehenden Arbeiten sind zwischen den Jahren 2009 und 2012 entstanden und bringen verstörende Momente in die scheinbar so glatte Bleistiftwelt. Wie schon in den früheren Bildern sind unheimliche Aspekte in Czernin`s Arbeiten vorhanden. Früher schienen die Frauen in dem sie überwuchernden Ornament gefangen und einem unmittelbaren Ausbrechen aus dem Kokon nahe. In den neueren Arbeiten ist das Unbehagen weiter getrieben. Nun sieht man von Graphit und Tinte geschwärzte Köpfe vor ornamentalem Hintergrund. Die Figur der Dargestellten erfährt eine Art Auslöschung. Im „Selbstporträt“ überwuchern Farbkaskaden die Stelle des Kopfes, eine Art Fellkopf entsteht, der einen „Graphit–Schatten“ wirft. Czernin hat diese Serie „Investigation of the Inside“ genannt und tatsächlich geht es nach Aussage der Künstlerin um das Sichtbarmachen von Seelenzuständen. Mit dieser Art der Darstellung verlässt Czernin eindeutig den lieblichen Zug ihrer früheren Arbeiten. In einem Wien, das von Gustav Klimts ornamentaler und flächiger Kunst geprägt ist, in dem Freuds Psychoanalyse die „Qual“ des bürgerlichen Scheins thematisierte, ist es vielleicht naheliegend für eine junge Künstlerin mit dem Ornament zu beginnen. In den neueren Bildern entfremdet sich Czernin aber zusehend den ornamentalen Bilderwelten. Am überzeugendsten ist dies in den Farbbildern, „Portrait Yellow“, Portrait Purple“, Portrait Red“, wo eine Rotationsscheibe, eine Art Trennscheibe, sich mit den Farben Gelb, Rot und Purpur verschränkt. Dabei entsteht der Eindruck eines gewaltsamen Prozesses. So als würde die mit Tinte und Graphit aufgetragene geometrische Struktur die Farbe umschließen sich von ihr lösen und die Farbe ihrerseits sich wiederum an die Scheibe schmiegen. Mit diesem fast plastischen Element der Scheibe erinnert Czernin an den Kärntner Bildhauer Hans Bischoffshausen, der ebenfalls ein sehr singuläres Werk schuf. Alles in allem ist die Ausstellung von Adriana Czernin bei Martin Janda ein erfrischendes Erlebnis, vor allem weil die Künstlerin eine Weiterentwicklung ihrer Kunst zeigt, der man als Betrachter gespannt folgen mag. Czernin verlässt in ihrer jetzigen Kunst den Pfad einer Angepasstheit und Wohlgeformtheit zu Gunsten einer Emotion und eines verstärkten inhaltlichen Ausdrucks. Ihre Kunst gewinnt an Aussage und verliert doch nicht ihre bisherige Eleganz.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Adriana Czernin - Investigation of the Inside
16.01 - 23.02.2013

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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