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Alles Reklame! Die Plakatkunst der Künstlerkolonie Darmstadt: Reklame am Hügel

Berauscht vom Erfolg seines Secessions-Baus strebte Josef Maria Olbrich freilich nach mehr: „Eine Stadt müssen wir bauen, eine ganze Stadt! Alles andere ist nichts! Die Regierung soll uns ... ein Feld geben, und da wollen wir eine Welt schaffen.“ Immerhin eine Künstlerkolonie ist es dann geworden, initiiert und finanziert durch den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen. Als einer von sieben Künstlern, gehörte Olbrich sozusagen zur Gründungsriege auf der Darmstädter Mathildenhöhe, auch wurde ihm relativ schnell die Rolle des Leiters der Künstlerkolonie zuteil. Als dort 1901 die Erste Ausstellung eröffnet werden sollte, war er es, der das entsprechende Plakat hierfür entwerfen sollte. Es ist nachgerade beispielhaft für seinen klaren geometrischen Aufbau, ähnlich jenem Plakat, das er drei Jahre zuvor für die 2. Secessionsausstellung entworfen hatte. Flankiert von zwei stilisierten Zypressen führt ein steiler Weg, gemustert im Schachbrett-Karo hinauf zum Ernst-Ludwig-Haus dem Ausstellungs- und Ateliergebäude der luxuriösen Künstler-Klause. Mitten am Weg gibt ein großes D für Darmstadt und Dokument Deutscher Kunst einen Hinweis auf Zweck und Lokalität der Veranstaltung, unterbrochen wird der freie Blick auf die Architektur lediglich durch eine Reihe von sieben dreieckig zugespitzten Buchsbäumchen, die für die sieben Künstler der Kolonie stehen. Bis 1914 blühte das künstlerische Leben am Hügel bei Darmstadt mehr oder weniger, Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte, Feste das musste freilich alles beworben werden und eben diesen Plakaten widmet das Institut Mathildenhöhe zur Zeit eine kleine, kunst- und kulturhistorisch jedoch sehr ergiebige Präsentation. Hans Christiansen beispielsweise, in Paris ausgebildet, schuf eine Reihe von erhellenden Ankündigungen für die Illuminationsfeste der Mathildenhöhe, bei denen das gesamte Areal nächtens in farbiges Licht getaucht wurde und erweist sich hier als enormes graphisches Talent. Peter Behrens hingegen, ebenfalls aus der ersten Generation der Künstlerkolonie, gibt sich damals noch ganz und gar von den Schriften Friedrich Nietzsches erfüllt wenn er eine „Priesterin“ er- und durchleuchtet vom Strahl eines Edelsteines darstellt und postwendend Ziel einer Karikaturpostkarte wird. Ganz dem Expressionismus verpflichtet ist Bernhard Hoetgers Entwurf für die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie. Es zeigt den Kampf eines Jünglings gegen einem Drachen über einem flammenden Inferno. Im Hintergrund lässt sich noch einmal der speziell bebaute Hügel wahrnehmen. Hoetger war bei seiner Berufung nach Darmstadt die zweite Wahl gewesen, eigentlich hatte man bereits stolz Julius Klinger, den mittlerweile in Berlin lebenden, wohl bekanntesten und damals gefragtesten österreichischen Plakatkünstler, als neues Mitglied bekannt gegeben. Klinger, der sich selbst als Reklamefachmann bezeichnete, wollte jedoch durchaus verständlich wie kalkuliert nicht sein florierendes Atelier in der Metropole aufgeben. Erfüllt hat sich nun termingerecht eine von ihm 1912 formulierte Vision zu seinem Metier: „Aber eine unbescheidene Hoffnung hegen wir; daß unsere Arbeiten vielleicht in 50 oder 100 Jahren starke Kulturdokumente sein werden...“
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Alles Reklame! Die Plakatkunst der Künstlerkolonie Darmstadt
07.10.2012 - 06.01.2013

Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe
64287 Darmstadt, Olbrichweg 13/Sabaisplatz 1
Tel: +49-(0)6151-132778
Email: mathildenhoehe@darmstadt.de
http://www.mathildenhoehe.info/
Öffnungszeiten: Di - So 10.00 - 18.00, Do 10.00 - 21.00


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