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Kunstkiste mit Weitblick

Ausgangspunkt des neuen Budapester Privatmuseums für zeitgenössische Kunst war eine Lederfabrik aus dem 19. Jahrhundert im Außenbezirk Újpest. Vom Besitzer teilweise für die Produktion genutzt, sollten zwei der alten Hallen das vom Fabrikanten und einem Galeristen geführte Museum aufnehmen. Ein bescheidener Kostenrahmen war István Bényei vom jungen Büro Inarchi vorgegeben. Die Adaptierung umfasste neben den notwendigen Einbauten in die historische Industriearchitektur vor allem ein Entréegebäude. In seinem von gemischter Wohn- und Gewerbebebauung geprägten Umfeld signalisiert es, an einer schmalen Straße gelegen, in Form und Materialien die neue Nutzung, die auch ein junges Publikum in die Gegend bringen soll. Der schlichte zweistöckige Sichtbetonkubus ist, ähnlich wie bei Morger/Degelos Kunstmuseum in Vaduz, erdgeschossig verglast, so dass der Blick des Passanten von Bookshop und Eingangsbereich über das rückwärtige zweigeschossige Café bis zum Rasenstück vor den alten Hallen geht. Das Äußere ist mit baumarkt-üblichen transparenten Kunststoffplatten verkleidet, die auch ein Bespielen der Fassade mit Lichtinstallationen ermöglichen. Innen leitet Tageslicht eine Treppe hinauf zur verglasten Brücke, die zur ersten Halle führt. Dort sind Einbauten selbstverständlich und lapidar so gesetzt, wie es die Nutzung erfordert: Zwischendecken und Emporen wurden eingezogen und die Stockwerke mit leichten Metalltreppen verbunden. Eine zweite Brücke leitet weiter in die nächste Halle mit ihren intimeren Ausstellungsräumen, in denen die alten Holzstützen und der Dielenboden belassen wurden. Fenster erlauben den Blick über das riesige Fabrikgelände bis zu den Hügeln von Buda. Nirgends konkurriert die Architektur mit der Kunst um die Aufmerksamkeit des Besuchers; fern jeder Selbstgefälligkeit bildet sie vielmehr im Sinne eines white-cube-Konzepts, wie es neben Morger/Degelo etwa Gigon/Guyer vertreten, nur den praktikablen Hintergrund der Nutzung. Und genau das ist ja auch ihre Aufgabe. www.meo.org.hu
Mehr Texte von Iris Meder †

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