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re:LEVIATHAN - Visuelle Formierungen von staatlicher Macht: Brisante Themen, unpräzise vermittelt

Es ist nicht anzunehmen, dass alle BesucherInnen der Ausstellung re:Leviathan Thomas Hobbes` titelgebende, 1651 erschienene Schrift gelesen haben. Die Figur des Leviathan steht darin für die Verkörperung staatlicher Macht, die die Interessen aller vertreten sollte. Rund 350 Jahre später entwickelten Michael Hardt und Antonio Negri mit \"Empire\" den Begriff einer neuen Form globaler Souveränität, die aus einer Serie von nationalen und supranationalen Organismen zusammensetzt ist. Ausgehend von diesen beiden Texten sollen \"visuelle Formierungen von staatlicher Macht\", so der etwas ungenaue Untertitel, thematisiert werden. Man präsentiert etwa unter dem Begriff \"EU-Symbolik\" Entwürfe von Rem Kohlhaas/OMA für eine neue EU-Heraldik, die die Flaggen aller Mitgliedsstaaten zu einem Barcode vereint; die von Hardt und Negri konstatierte Auflösung des Territorialen wird mit Fotos von Hans Haackes Reichstag-Installation abgehandelt. Über Wirtschaftsnetzwerke als mächtigste supranationale Organismen wird anhand der Piktogramme von Bureau d` Etudes reflektiert, und der Terminus der Multitude, der \"die vielgestaltige Menge produktiver, kreativer Subjektivitäten in der Globalisierung\" (Hardt/Negri) bezeichnet, wird angewendet auf \"temporäre Kollektivkörper\", wie etwa ? hier von Lisl Ponger fotografierte ? Demonstrationen. Eine andere Art von Kollektivkörper begegnet uns in dem Frontispiz zu Hobbes` Leviathan, der sich aus einer Menge unterschiedlicher Körper zusammensetzt. Aufgeblasen und auf einen massiven Klotz kaschiert, bildet er das Herzstück der Ausstellung. Aus darin montierten Lautsprechern dringt ein Stimmengewirr aus Interviews mit WissenschafterInnen zu verschiedenen Aspekten von Hobbes` Text. Abgesehen davon, dass es sich hier eher um so etwas wie einen \"aufgehängten Katalog\" handelt, hat diese Ausstellung ein enormes Vermittlungsproblem: Obwohl an sich spannend aufbereitet, werden die Zusammenhänge sowohl zwischen den beiden Texten als auch zu den Exponaten zu wenig präzisiert. Und das ist angesichts der Brisanz des Themas schade.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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re:LEVIATHAN - Visuelle Formierungen von staatlicher Macht
04.12.2002 - 26.01.2003

quartier 21 MuseumsQuartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
http://quartier21.mqw.at/
Öffnungszeiten: Di-So 11-19 Uhr


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