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Braut mit zweifelhafter Mitgift: Die Armory Show

Die Armory Show ist offensichtlich verkauft. Die Seite GalleristNY meldet unter Berufung auf eine den Verhandlungen nahestehenden Quelle, die Verlegerin Louise Blouin habe drei Merchandise Mart Property Inc. gehörende Kunstmessen gekauft. Man sei sich einig, habe den Kaufvertrag aber noch nicht unterschrieben. Dass die im Kunstbereich glücklos agierende Messegesellschaft aus Chicago die Armory Show, die beiden Volta-Messen in New York und Basel sowie erfolglose Art Platform Los Angeles vor einigen Monaten zum Kauf angeboten hatte, ist in der Branche kein Geheimnis. Nach Artmagazine-Informationen hatten eine deutsche Messegesellschaft und ein russischer Investor ebenfalls Interesse bekundet, waren jedoch nicht zum Zuge gekommen. Trotz ihrer mäßig verlockenden Mitgift von Volta und Art Platform LA gilt die selbst angeschlagene Armory Show als attraktive Braut für den Fall, dass die Piers 92 und 94, in denen die Armory Show jedes Jahr Anfang März abgehalten wird, Teil des Geschäfts sind. Die beiden Anleger sind von der Stadt New York in einem langfristigen Vertag gepachtet. MMPI hatte die 1994 als Gramercy International Art Fair im Jahr 2007 übernommen und durch einen aggressiven Wachstumskurs in Schieflage gebracht. Gründungsdirektor Paul Morris war im September zurückgetreten und hatte noch im selben Monaten einen privaten Showroom für hochpreisige Kunst eröffnet. Seitdem steht Anfang des Jahres von der virtuellen VIP- Artfair hinzugekommene Noah Horowitz alleine der Armory Show vor. Ein Verkauf an Medienunternehmerin Louise Blouin muss nicht unbedingt ein Befreiungsschlag für die Armory Show sein, die nicht erst seit der Premiere der Frieze New York dieses Jahr unter Druck geraten ist. Blouin hat ihr Vermögen ursprünglich mit der Gründung und dem massiven Zukauf von Anzeigenblättern gemacht. Nach ihrer Trennung von ihrem Ehemann John MacBain und dem Ausscheiden aus dem gemeinsamen Unternehmen, kam sie Anfang des Jahrtausends mit Simon de Pury zusammen und wurde CEO von Phillips, de Pury & Luxembourg. Nach nur einem Jahr trennten sich die beiden wieder. Sie gründete 2003 Louise Blouin Media mit dem Flaggschiff Artinfo.com und übernahm die Zeitschriften Art+Auction und Modern Painters. Besonders unter Autoren war die gerichtskundige schleppende Zahlungsmoral des Konzerns Dauerthema. Die ebenfalls erworbene und etwas antiquierte britische Kunstpreisdatenbank Art Sales Index scheiterte an der Integration, wurde eine Zeit lang ganz vom Netz genommen, um später als kostenloser Service wieder online zu gehen. Welches strategische Ziel Blouin mit dem Kauf verfolgt, will sich nicht ganz erschließen. Zwar betreibt Frieze gleichzeitig Magazin und Kunstmesse. Doch haben die Londoner beide Bereiche streng getrennt und schöpfen daher nur sehr begrenzt Synergien. Die Armory braucht dringend eine Finanzspritze UND gute Presse. Sollte der LTB Media der Versuchung erliegen, selbst mit positiver Berichterstattung einzuspringen, dürfte vom Rest der Branche eher mit dem Gegenteil zu rechnen sein. Weder die Armory Show noch Artinfo haben bisher auf Nachfragen reagiert.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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