Werbung
,

Balkan Konsulat proudly presents: Belgrad: Intensität durch Schlichtheit

Dass man da in einem Hakenkreuz sitzt, merkt man zuerst möglicherweise gar nicht. Man isst Gulaschsuppe, trinkt Bier, quatscht ein bisschen. Dann fällt plötzlich die eigenartige Anordnung der Tische und Stühle in dieser Arbeit von Rasa Todosijevic auf. Tatsächlich: ein Hakenkreuz mit Karo-Tischdecken. Die langsame Erkenntnis darüber entspricht dem verzögerten Wahrnehmen diktatorischer Systeme im Bewusstsein der Bevölkerung. Mit Fragen der Repräsentation nationaler Identitäten beschäftigen sich die meisten KünstlerInnen aus Belgrad in der von Stevan Vukovic kuratierten Schau im vorübergehend als "Balkan Konsulat" fungierenden . So macht sich etwa Mihael Milunovic in seinem Marsch mit dazupassender Musik aus einem krachenden Ghettoblaster, im Zuge dessen er Flaggen mit fingierten Nationalsymbolen küsst, über derartige Inszenierungen lustig. Über die antiquierten Vorstellungen vom Künstler als solipsistischem Genie reflektieren andere, wie Zsolt Kovac, im bürgerlichen Leben Mitglied einer Popgruppe, dessen Fotoserie mit dem vielsagenden Titel "Aesthetic experience develops supernatural abilities" einen esoterisch-sakralen Kunstbegriff auf die Schaufel nimmt: Die BetrachterInnen schweben vor den Bildern, die den ebenfalls schwebenden Kovac zeigen. Oder Dejan Andjelkovic und Jelica Radovanovic, die den Fleischhauer Milan Novcic, selbst verhinderter Künstler, gebeten haben, ihre Köpfe aus Faschiertem nachzubilden und damit das Künstler-Modell-Verhältnis wortwörtlich auf den Kopf stellen. Ähnlich subversiv agiert Tanja Ostojic, wenn sie King Szeemann auf der Biennale als Schutzengel stets freundlich lächelnd verfolgt und weibliche Rollenklischees durch ihre Perpetuierung ad absurdum führt. Nicht nur ein kritisch-ironischer Umgang mit Fragen Politik und Kunstbetrieb betreffend ist den Arbeiten gemeinsam, sondern auch eine Schlichtheit, die oft recht eindeutig erscheint. Erst dadurch entsteht allerdings eine Intensität, der man sich schwer entziehen kann.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Balkan Konsulat proudly presents: Belgrad
27.10 - 21.12.2002

< rotor > Verein für zeitgenössische Kunst
8020 Graz, Volksgartenstraße 6a
Tel: 0043 / 316 / 688306, Fax: 0043 / 316 / 688306
Email: rotor@mur.at
http://rotor.mur.at
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: