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Beuys, falsch verstanden

Grenzen zu ziehen ist in der bildenden Kunst derzeit nicht unbedingt gefragt. Vielmehr soll alles ineinander übergehen – Kunst in Leben, Kunst in Party, Kunst in Design, Kunst in die Gesellschaft, High in Low, Low in High. Und jeder kann alles, KünstlerInnen kuratieren, SammlerInnen theoretisieren, MalerInnen musizieren, MusikerInnen malen und so fort. Wer derlei kritisch beäugt, ist schnell als reaktionär entlarvt. Denn tatsächlich zeitigte das Aufmischen von allem bemerkenswerte Ergebnisse. Doch bisweilen sollte man einfach anerkennen, dass eben andere ihren Job deshalb besser machen, weil sie ihn tatsächlich gelernt haben. Gerade von der Kunst wurde dies einst gern gefordert – als diese in den 1990er-Jahren einen gewissen Hang zum Dienstleister entwickelte und Massagen, Mahlzeiten oder Sozialarbeit anbot. Umgekehrt wäre es nun an den ExponentInnen der Kunst darauf hinzuweisen, dass eben auch ihre Profession beherrscht werden will. Denn zwar ist gar nichts dagegen einzuwenden, dass Hobbykünstler und –künstlerinnen ihrem Schaffen frönen – ganze Wirtschaftszweige leben schließlich davon. Allerdings wird es eher peinlich, wenn diese ihre Elaborate unbedingt auch einem Kunstpublikum vorführen wollen – und ihnen dies von den entsprechenden Institutionen ermöglicht wird. Das klappt natürlich nur, wenn der / die jeweilige TeilzeitkünstlerIn bereits gewisse Prominenz besitzt und die damit einhergehende Society-Berichterstattung garantiert: Marilyn Manson etwa, der im Project Space der Kunsthalle Wien vor zwei Jahren seine wenig inspirierten Monsterchen ausstellte. Diese waren aber immerhin noch um Ecken besser als die vergatschten Gemälde von Sylvester Stallone, mit denen einst die Dependance der Galerie Gmurzynska im Russen-Skiparadies St. Moritz ihr Publikum beglückte: Rot stehe für Blut, die Uhr für die Vergänglichkeit, erläuterte ein Fernsehkommentator Rockys ausgeklügelte Symbolik. Und auch so ein Fotomodel kommt mit der Zeit ins Sinnieren – was logischerweise zur Malerei führt. „Das Malen bringt mich zur Ruhe und zur Einfachheit. Das reizt mich dabei ¬– der Fokus liegt nicht auf meinem Äußeren, sondern auf dem was in mir ist“, gab der nach wie vor sehr fesche Werner Schreyer anlässlich seiner Ausstellung im (eh nicht wirklich ernst zu nehmenden) „Artist’s Space“ des Le Meridien zu Protokoll. Im neuen Leica Store in der Walfischgasse, und das ist jetzt kein Scherz, zeigt nun Schispringer Gregor Schlierenzauer seine Bilder, er ist 22 Jahre alt. Einen Vorgeschmack gab schon mal das Kulturmagazin „Wien live“, da fotografierte sich der Nationalheld quer durch den ersten Bezirk. Motive? Stephansdom und Fiaker. Irgendjemand hat den Beuys da, glaub ich, falsch verstanden.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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