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Sharon Lockhart - Noa Eshkol: Notiert und geflickt

Sie drehen sich und schrauben ihre Oberkörper in die Höhe, aus einer synchronen Bewegung entwickelt sich plötzlich eine gegenläufige, sachte wippen Unterarme auf und ab: Die Arbeit von Sharon Lockhart im TBA21 demonstriert, wie faszinierend Tanz sein kann. Dafür nahm sie Mitglieder der Noa Eshkol Chamber Dance Group auf, benannt nach der gleichnamigen israelischen Choreografin. Noa Eshkol (1924-2007) wurde – in naturwissenschaftlichen Kreisen – wegen der Eshkol-Wachman Movement Notation bekannt, die sie gemeinsam mit Avraham Wachman entwickelte, inspiriert von den komplexen Bewegungen eines tanzenden Körpers. Lockhart präsentiert die Tänzerinnen, die zwischen Wandteppichen der Mehrfachbegabung Eshkol performen, in einer fünfteiligen großen Filminstallation, die sich durch die großzügigen Räume des Ateliers im Augarten zieht, begleitet von den Schlägen eines Metronoms. Die Tänze erscheinen so rhythmisch aufeinander abgestimmt, leiten zueinander über. Jenes Notationssystem, das den Choreografien zugrunde legt, wurde von Eshkol und Wachman in zarten Modellen aus Draht und Metallgewebe visualisiert, die an die Skulpturen des Konstruktivismus – etwa eines Naum Gabo – erinnern. Auch sie fanden Eingang in Lockharts Ausstellung, nüchtern, streng, zurückhaltend fotografiert, wie wissenschaftliche Aufnahmen. Dazwischen setzte die Künstlerin jene Wandteppiche auf einen Sockel, die Eshkol aus vorgefundenen Textilien – deren Form sie auch nicht mehr veränderte – zusammensetzte, fröhliche, unbekümmerte, unregelmäßige Flickwerke, die die Strenge der Choreografien brechen. Noa Eshkol war in der internationalen Kunstwelt fast vergessen, und doch erweist sich ihr Werk als fruchtbar und instruktiv. Dass sie diese Position aus der Versenkung holte, darin besteht Lockharts großes Verdienst. Allerdings tritt ihre eigene künstlerische Handschrift hinter all den faszinierenden Objekten ihrer Protagonistin zurück, sie verhält sich reichlich zurückhaltend. Klar ist auch die Nüchternheit eine ästhetische Entscheidung; allerdings ist diese längst im Mainstream angekommen. Und so ist diese sehr sehenswerte Ausstellung mehr Eshkol als Lockhart.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Sharon Lockhart - Noa Eshkol
23.11.2012 - 24.02.2013

TBA21 Augarten
1020 Wien, Scherzergasse 1A
Tel: +43 1 513 98 56 – 24
Email: exhibitions@TBA21.org
http://www.TBA21.org
Öffnungszeiten: Di-So 12 - 19 h


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