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Orientalische Phantasien - Fotografien einer Künstlerreise nach Kairo 1875: Orient im Kopf

Der Auslandsaufenthalt muss für die Herren höchst amüsant gewesen sein und für einen Teil der Truppe war er wohl auch künstlerisch wie monetär sehr ergiebig. Wie damals üblich, gab man sich gegenüber den zu Hause Gebliebenen postalisch sehr mitteilsam und wie in den Briefen zu lesen war, wurde „die photographische Maschine (…) fortwährend gebraucht“. Alles gemeinsam hat dazu geführt, dass jene Künstlerreise nach Kairo legendär wurde. Initiiert vom ortskundigen Leopold Carl Müller, aufgrund seiner thematischen Vorlieben „Orientmüller“ genannt, waren die beiden Malerfürsten Hans Makart und Franz Lenbach, der Tiermaler Carl Rudolf Huber und der Stuttgarter Architekt Adolf Gnauth mit von der Partie. Eine Reihe von Fotografien dieses Trips, die Huber zugeschrieben werden, befinden sich seit kurzen im Besitz des Photoinstitut Bonartes, ergänzt durch Material anderer Sammlungen ist nun eine kleine, nicht minder wunderbare Ausstellung daraus geworden. Sie gibt Einblick in die Reise, in den zeitgenössischen Alltag Kairos, vor allen Dingen aber in ein Orientbild, das vielfach der Fantasie der Künstler entstammte. Den motivischen Interessen Hubers entsprechend, finden sich im Konvolut streunende Pferde, Kamele samt Reiter, Ziegenherden und malerisch ausgemergelte Rinder, innerhalb der Mauern des gemeinsamen Atelierhauses allerdings inszenierten die Künstler das vermeintlich Fremde nach ihrer Fasson. Die Aufnahmen dienten als Vorlagen für eigene Werke, jener anderer Kollegen und fanden weitreichende Verbreitung über das 1879 erschienene Standardwerk „Ägypten in Wort und Bild“ des deutschen Ägyptologen Georg Ebers. Erblickt man die Frauen in den Straßen Kairos zum größten Teil ganz verschleiert, war man im Hof des Palastes, den der Vizekönig von Ägypten der Truppe zur Verfügung gestellt hatte, nahezu hüllenlos zugange. Die geheimnisvollen, jungen Schönheiten als halbfigurige Portraits, als Rückenakt, ruhend, ekstatisch tanzend, all das waren Motive, die sich vielfach verwenden ließen. Irgendwann entstand dann auch jene Aufnahme, von der es heißt die Reisegesellschaft samt dem sammelnden Grafen Lanckorónski hätte im Sand liegend Pieter Breughels „Schlaraffenland“ nachgestellt, womöglich posierte die heitere Truppe jedoch für ein Gemetzel am Sklavenmarkt. Orient, so lernen wir, Orient war im 19. Jahrhundert vielfach das, was man(n) sich darunter vorstellte.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Orientalische Phantasien - Fotografien einer Künstlerreise nach Kairo 1875
25.10.2012 - 10.02.2013

Photoinstitut Bonartes
1010 Wien, Seilerstätte 22
Tel: +43 1 2360293
Email: info@bonartes.org
http://www.bonartes.org/
Öffnungszeiten: Gegen Voranmeldung


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Was für eine treffende
artlis | 15.01.2013 11:37 | antworten
und amüsante Besprechung! Vielen Dank dafür.

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