Werbung
,

XTRAVAGANZA Staging Leigh Bowery: Glamourös, glamouröser, Bowery

Dieses Wesen mit Glühbirnen, die an einem ledernen Gürtel wie etwas außerirdische Ohrenschützer am Kopf baumeln, ist wirklich höflich: „Es war mir eine Freude“, bedankt es sich bei einem BBC-Moderator für das Interview. Zuvor hatte das wandelnde Gesamtkunstwerk erklärt: „Ich mache mich selbst.“ Die flamboyanten Verkleidungen des Leigh Bowery, der 1994, mit nur 33 Jahren, an HIV starb, zeugen von überbordendem Erfindungsreichtum, von Hingabe, Detailinteresse, Mut und nicht zuletzt: Fleiß. Mit einer Art Mönchskluft zog der Australier ebenso durch die Clubs wie mit über und über mit Pailletten bestickten Kleidern, die den Bauch extra betonten und eine Gesichtsmaske integriert hatten, er schnallte sich Tüll um den Kopf, balancierte auf fast meterhohen Plateauschuhen und schminkte sich so extrem, dass sein Gesicht meist völlig hinter Farbe versteckt war: Glamour ist ein Hilfsausdruck, Westwood und McQueen sind Waisenkinder gegen Bowery mit seiner exaltierten Ästhetik. Jede Menge produktiven Nonsens trieb der leicht übergewichtige Performer und Bühnenbildner: Mit zwei anderen strippte er in karierten Kleidern in einer Blue Box, hinter sich dynamische Straßenzüge, im Falsett den Aerosmith-Klassiker „Walk this way“ intonierend. Stolzierte in einem etwas unentschlossenen Outfit – auf einer Seite Hose, auf der anderen Rock – durch die Straßen New Yorks und räkelte sich elegant, ganz auf Dame von Welt, in Bergen von Sperrmüll. Und doch, es ist nicht ausschließlich spaßig hier. Die Ganzkörperkostüme, in die Bowery sich für die Fotografien von Fergus Greer hüllte, wirken eher wie ein beklemmendes Gehäuse, und auch jene Bilder, in denen er sich mit einer anderen Figur merkwürdig verkeilt, haben etwas Gezwungenes. Zu vernachlässigen sind jedoch jene zwei Objekte, die mit NS-Bildern spielen. Besser, man richtet sein Augenmerk auf jenen von der Decke schwebenden Zylinder, auf dem zahlreiche Bowery-Referenzen hängen. Oder auf die Kostüme, die auf einem Schachbrett zu tanzen scheinen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

XTRAVAGANZA Staging Leigh Bowery
19.10.2012 - 03.02.2013

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: