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fotofever: Mit angezogener Handbremse in den Kunstherbst

Eng ist der Terminkalender für Kunstmessen im Herbst. Ausgerechnet wenige Tage vor der Frieze in London und zwei Wochen vor der FIAC in Paris versucht sich mit fotofever eine Spezialmesse im Brüsseler Palais Thurn & Taxis zu positionieren. Eine erste Ausgabe im vergangenen Jahr als Satellit zur Paris Photo hatte andere kontinente im Fokus; dezidiert europäisch soll die belgische Ausgabe sein und vor allem zeitgenössisch. Letzteres ist nicht ganz gelungen, ein bisschen 50er und 60er ist auch dabei. Ein Start up in einem so schmalen Segment wie dem Markt für künstlerische Fotografie hat es natürlich nicht leicht, auf Anhieb eine ausreichende Anzahl guter Aussteller zu akquirieren. Mit 60 Galerien ist die Messe recht überschaubar, gleichwohl sind selbst hiervon einige verzichtbar. Dekoratives Photoshop-Gebastel, geschmäcklerische Aktfotos sowie Promi-Portraits sieht der Besucher nicht nur vereinzelt. Jenseits dieser Deko gibt es dann aber doch einige Lichtblicke. Einer davon ist die Gewinnerin des hauseigenen “Fotoprize”. Die 1986 geborene Polin Anna Orlowska schafft in ihren variantenreichen Arbeiten leicht surreale Szenen, die zwischen abgebildeter Realität und Imagination oszillieren. Weitere Entdeckungen stammen ebenfalls eher aus dem Osten und Süden als aus dem westlichen Kulturraum. Bei der marokkanischen Galerie 127 wird der Stand von Fotografie dominiert, die sich auf eher ruhige Weise mit weiblicher Identität in der islamischen Welt auseinandersetzt. Eine verwandte Position vetritt mit der in Teheran lebenden Shadi Ghadirian die Berliner Galerie Podbielski (3.900 bis 8.000 Euro). Auswärtige Galerien sind allerdings die Ausnahme. Jeweils knapp ein Drittel stammen aus Belgien und Frankreich. Aus Deutschland sind immerhin fünf Vertreter angereist, darunter Jörk Rothamel aus Erfurt, der mit neuen Großformaten von Hans-Christian Schink zu knapp 50.000 Euro mit die teuersten Werke zeigt. Wie fast alle Ausländer hat er in den ersten Tagen noch keine nenneswerten Umsätze zu vermelden. Michaela Stock kann gleichfalls nicht mit einem vollen Geldkoffer aufwarten, dafür aber mit einer Premiere. In einer Einzelpräsentation gibt sie schon einmal einen Vorgeschmack auf das "Kurhotel"-Projekt von Marko Zink (1.200 bis 4.800 Euro), der mit vorgekochten(!) Analogfilmen in einem aufgegebenen Hotel in Schruns Geschichten vom Verschwinden aufgezeichnet hat. Die ganze Serie wird demnächst an mehreren Orten in Österreich zu sehen sein. Von solchen Perlen gibt es zwar durchaus einige, aber leider zu wenige bei fotovefer. Die Besucherzahlen sind eher bescheiden. Immerhin jedoch berichten die Aussteller unisono von Begegnungen mit interessanten und ihnen bisher unbekannten Sammlern. Wenn sich fotofever tatsächlich zu einem solchen entwickeln und - wie geplant - auf weitere Kontinente ausbreiten soll, müssen sich die Macher noch etwas anstrengen.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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fotofever
04 - 07.10.2012

fotofever @ Tour & Taxis
1000 Brüssel, avenue du Port 86 C/ B
Tel: +33 1 43 59 46 06
Email: info@fotofeverartfair.com
http://www.fotofeverartfair.com


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