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Kunst und Patriotismus

Es ist bemerkenswert, welche Probleme die österreichische Regierung in eine Krise stürzen können. Das jüngste Drama verursachten die heimischen Olympioniken – sie hatten keine einzige Medaille mitgebracht, das erste Mal seit 1964! Schuldige an dieser Misere wusste der Sportminister sogleich zu benennen, nämlich die Sportverbände, die Funktionäre, die Schule und auch sonst halt alle anderen. Die Sportler sollten außerdem nicht einfach „Olympiatourismus“ betreiben und die Atmosphäre genießen, das sei zu wenig. Wochenlang wurde berichtet und diskutiert, als gäbe es nichts Schlimmeres als eine – einmalige – sportliche Pleite; es wurde auf den mangelnden Schulsport hingewiesen, und zahlreiche ehrenamtlich Engagierte kamen zu Wort, um sich über mangelnde Wertschätzung zu beklagen. Vor nicht ganz hundert Tagen wurde mit der Documenta ein den olympischen Spielen durchaus vergleichbares – künstlerisches – Weltereignis eröffnet, und was war? Keine einzige künstlerische Position aus Österreich! Auch nicht ganz in die Topliga haben wir es beim jüngst publizierten ArtFacts-Ranking geschafft: Der erste heimische Künstler – der nunmehr verstorbene Franz West – erst auf Platz 28, weiter hinten gefolgt von Erwin Wurm und Valie Export. Und auch im Kunstkompass hat es schon mal besser ausgesehen für die österreichischen Spieler. Leider kann man im Kunstbetrieb von Zuständen wie im Sport nur träumen. Denn wenn es da ebenso zuginge, dann hätte die verantwortliche Ministerin unmittelbar nach Veröffentlichung der Documenta-Teilnehmerliste einen Krisenstab zusammentrommeln müssen, es hätten bedeutende Förderer der Kunst – Kulturvereinsmitglieder, zu geringen Löhnen arbeitende KuratorInnen, PraktikantInnen, Betreiber von Artist Run Spaces sowie Eltern, die diese alimentieren – quer durch die Kanäle interviewt werden müssen, und nicht zuletzt wäre eine breite Diskussion über den schulischen Kunstunterricht, der in den jüngsten Jahren offenbar noch einmal gekürzt wurde, angeheizt worden. Nur passen Kunst und Patriotismus nicht ganz so gut zusammen. Manchmal direkt schade.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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