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distURBANces: Analog, digital, ganz egal

Vielleicht kann man bei Hieronymus Bosch anfangen, vielleicht auch erst viel später – oder aber viel früher, bei den Architekturmalereien in Pompej: Das Verschwimmen von Fiktion und Realität beschäftigt die Menschheit jedenfalls schon einige Jahre. Im Musa fragt nun die Ausstellung mit dem Titel „distURBANces“: „Kann Fiktion Realität übertreffen?“. In Kooperation mit den Partnerstädten des Monats der Fotografie kuratiert, dreht sich die Ausstellung um mehr oder weniger alles, was um den Themenkomplex künstliche Welten, Cyberspace und deren Verhältnis zur analogen Realität kreist. Die Künstlichkeit wird dabei freilich weit gefasst und besteht nicht ausschließlich aus dem Digitalen: So kann man in ein vom Charme der Hobbybastelei angehauchtes Modell einer verlassenen Wohngegend von Daniel Leidenfrost schlüpfen (und sich per Knopfdruck einnebeln lassen); eine alte Filmarbeit von Josh Müller basiert auf einem analogen Flughafen-Modell. Und bei der auf Video festgehaltenen Aktion von Leopold Kessler – er lädt Sperrmüll in einer Skater-Grube ab und spielt damit auf die Broken-Windows-Theorie an – ist der Cyberspace überhaupt außen vor. Suggeriert der Titel des Projekts eine Auseinandersetzung mit dem Stadtraum, so trifft auch dies nicht auf alle Arbeiten zu: Reiner Riedlers farbenprächtige, fast hyperrealistisch wirkende Aufnahmen führen uns Entertainment- und Freizeit-Kosmen vor, Robert Hammerstiels Fotomontagen spielen mit Südsee-Elementen und Ilkka Halso stülpt endlose architektonische Strukturen über endlose nebelige Landschaften. Zu den spannendsten Arbeiten zählen jene von Dionisio González (er amalgamiert hypermoderne Architektur mit tristen Favelas) und von Collectif_Fact: In ihrem Video nimmt einen die Künstlergruppe mit auf einen städtischen Trip im Auto und entfernt dabei alles bis auf Logos, Leuchtreklamen, Ampeln, Schilder und Straßenmarkierungen – riesige Werbebotschaften nehmen dabei am meisten Raum ein. Immerhin: Die Ausstellung stellt einige durchaus spannende Positionen vor, die in Wien bis dato eher unbekannt waren, etwa Niklas Goldbach oder Peter Bialobrzeski. Allerdings erscheint sie zu sehr wie ein Kompromiss. Ein durchdachtes Konzept, das der Fragestellung tatsächlich neue Facetten abgewinnen könnte, fehlt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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distURBANces
30.10.2012 - 05.01.2013

MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 (0)1 4000 8400, Fax: +43 (0)1 4000 99 8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di - Fr: 11:00 - 18:00, Do: 11:00 - 20:00, Sa: 11:00 - 16:00 Uhr


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