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Fauxpas-Kette mit Abgang

Der Vertrag wird nicht verlängert. Robert Fleck muss gehen. Die Bundeskunsthalle Bonn wird wieder einmal kopflos. Nach vier Jahren Amtsherrschaft erhöhte sich der Druck auf den 1957 in Nachbarschaft zu Otto Muehls Kommune geborenen Nachfolger von Wenzel Jacob derart, dass der Buschfunk schon Vokabeln wie Rauswurf kolportierte. Allerdings fragt man sich längst nicht mehr, warum der Ex-Bundeskurator und Ex-Deichtorhallen-Direktor derart in die Schusslinie geraten ist. Nicht nur wartete er mit abgestandenen Übernahmen auf. Flecks jüngstes Projekt, die Anselm-Kiefer-Schau, ist über den Rhein hinaus längst ein Politikum: "Werke aus dem Privatbesitz Hans Grothe" gibt es zu sehen. Das heißt Arbeiten von eben jenem Sammler, der wider sein Versprechen seine Habe aus Nachbars Depot entführte und – museal nobilitiert – gewinnbringend verkaufte. Ganz nebenbei düpierte Grothe damit einige Künstler, die ihm wegen der Schenkung ihre Stücke günstiger überließen. Und genau das Kunstmuseum Bonn und seinen Direktor Stephan Berg zog Fleck als guten Leumund für die Werke des gründelnden Alt-Kitschiers heran. Berg dementierte umgehend und vehement den scheinbaren Ablass, den der Kollege von nebenan in die Welt gesetzt hatte. Eine Katastrophe für Fleck, vor allem aber für das Haus. Das jedoch ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Fauxpas reiht sich an den nächsten. Wie war das noch mit dem Verdacht um Modigliani-Fälschungen 2009? Was heißt das, wenn Kunsthändler, etwa im Fall der Ausstellung "Dogon" 2011 mit afrikanischer Kunst, als Kuratoren in der republikanischen Kunsthalle auftreten dürfen? Wenn eine Schau von Rosemarie Trockel in vorauseilendem Gehorsam gestoppt wird? Das alles überschreitet die Grenzen peinlichen Verhaltens. Nicht zu reden von der überaus abgeschmackten Werbeveranstaltung von "Pixar", die Anfang Juli startet! Wäre somit der Sache genüge getan, wenn Robert Fleck nun den Hut nach einem Jahr Schonfrist nehmen muss? Mitnichten. Zieht man all die Skandale und Skandälchen von Fleck und Jacob gleichermaßen zusammen, ergibt sich ein wahrhaft tristes Bild: Jacob programmierte das Haus zum Symbol der Fettlebe-Mentalität der Vorwende-Republik. Fleck scheint in seine Fußstapfen getreten zu sein. In welcher Weise nimmt also die Bundesrepublik Deutschland ihre Verantwortung fürs Repräsentieren des kulturellen Reichtums und Austauschs wahr? Dem Kuratorium sei nicht nur ein besseres Händchen bei der Neubesetzung gewünscht. Vielleicht sollte sogleich der komplette Überbau durch fähigere und verantwortungsvollere Köpfe ausgetauscht werden. www.bundeskunsthalle.de
Mehr Texte von Matthias Kampmann

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Robert Fleck
Sebastian Weissenbacher | 16.07.2012 01:14 | antworten
Ich frage mich schon lange was das für einer ist, der seinerzeit im Jahr 2000, als die schwarzblaue Regierung an die Macht kam, im Ausland sitzend die ganze Welt emphatisch aufrief Österreich zu boykottieren und dann, wenige Jahre später, für den Kunststaatssekretär ebendieser Regierung, Franz Morak, den Biennalekommissär für Venedig gab, der den konservativen Geschmack dieser Clique mit einem Wald- , Wiesen- und Bergemaler vortrefflich bediente. Alles schon vergessen? Wie dement sind die Leute im Kunstbetrieb? Offensichtlich genau sowie in der Politik... Eigentlich darf einen nichts mehr verwundern. Sebastian Weissenbacher

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