Werbung
,

Günther Domenig 1934 - 2012

Am 15. Juni ist mit Günther Domenig einer der bedeutendsten österreichischen Architekten der letzten Jahrzehnte verstorben. Schon früh war die Verbindung des gebürtigen Klagenfurters zu Graz eine starke. Nach dem Studium blieb er in der Stadt, unterrichtete an der TU, seit 1980 im Rahmen einer Professur, und realisierte auch selbst Schul- und Hochschulbauten – angefangen mit dem 1964 gemeinsam mit Eilfried Huth gewonnenen Wettbewerb zur Pädagogischen Akademie, einer noch heute ebenso radikal wie frisch anmutenden Ikone des Sichtbeton-Brutalismus und eines von sieben mit dem Bauherrenpreis der ZV prämierten Projekte Domenigs. Es folgten für die Grazer TU 1983-84 die Institutsgebäude Lessingstraße und Steyrerstraße und 1993-96 das RESOWI-Zentrum der Universität. Der 1972 realisierte, eigenwillig zoomorphe Mehrzwecksaal der Schulschwestern wurde zu einem Fanal der "Grazer Schule", die mit der 1975-79 realisierten Zentralsparkasse Favoriten auch in Wien einen ikonischen Bau Domenigs hervorbrachte. Seit den 1990er Jahren spielte Domenig in der ersten Liga des Dekonstruktivismus, vor allem mit dem als Glaskeil in die unvollendete NS-Kongresshalle gesetzten Dokumentationszentrum auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Wie das Nürnberger Projekt fand auch Domenigs im Rahmen der Architektur Consult mit Hermann Eisenköck 2004 gebautes T-Center in Wien-St. Marx höchste Anerkennung bei Fachleuten und Laien. Im heimatlichen Kärnten baute der zweimal mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnete Domenig neben dem 1995-98 realisierten Zubau zum Stadttheater Klagenfurt vor allem an seinem persönlichen opus magnum, dem "Steinhaus" in Steindorf am Ossiacher See. Der 1980 begonnene, direkt am See gelegene Bau wurde lange Zeit aus Kärntner Tourismusprospekten herausretuschiert, bis man seine architektonische Relevanz zu erkennen begann. Heute ist das Steinhaus als "bedeutendste Sehenswürdigkeit" des Ortes zumindest toleriert. Ein Trost und für Österreich eher untypisch: Domenig wurde als Architekt Anerkennung bereits zu Lebzeiten zuteil.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
R.I.P.
bitteichweisswas | 18.06.2012 10:11 | antworten
Domenig war wie wenige Non-konformist u. Visionär. Und er lehrte seinen SchülerInnen, keine (faulen) Kompromisse zu machen. Und: ARCHITEKTUR MUSS BRENNEN !!! Er war ein "(un) guter Typ"

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: