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Karussell ohne Schwung

Die Satelliten der Art Basel Die Königin ist noch immer die Königin – zumindest im eigenen Land. Mag die Art Basel international zuletzt etwas unter Druck geraten sein, beherrscht sie ihre Heimatstadt immer noch nach Belieben. Das bekommen die Satellitenmessen in diesem Jahr schmerzlich zu spüren. Die Ausdehnung der VIP-Eröffnung auf zwei Tage hat zu einem deutlichen Besucherrückgang an den ersten Tagen geführt. Die Volta hatte immerhin noch das Glück, vor allen anderen am Montag um 10 Uhr zu eröffnen. Um diese Zeit standen dann auch tatsächlich die ersten Sammler auf der Matte und zückten die Brieftasche. Viele Aussteller konnten bis zum frühen Mittag bereits einige Verkäufe vermelden. Auch in den folgenden Tagen wechselten immer mal wieder einige Kunstwerke den Besitzer. Allein der Besucherandrang hielt sich in sehr bescheidenem Rahmen. Das dürfte nicht nur mit der übermächtigen Konkurrenz und der abseitigen Lage zu erklären sein. Vielmehr ist auch die Luft ein bisschen raus aus der Veranstaltung. Die besseren Aussteller, viele davon aus dem deutschsprachigen Raum, sind seit Jahren weitgehend die gleichen, und was darüber hinaus rein und raus fluktuiert, lohnt zumeist den Weg nicht. Um 13 Uhr eröffnete dann die Liste, gefolgt um 16 Uhr von der Art Unlimited. Damit war an allen anderen Locations die Luft raus, und zwar bis einschließlich Mittwoch. Am wenigsten betraf das die Liste selbst, die sich selbst „The young art fair in Basel“ nennt und die immer noch als erster Schritt zur Art Basel gilt. Doch ist dieses Bild längst nicht mehr stimmig. Denn von jung kann längst nicht mehr die Rede sein. Galerien wie Ibid aus London oder The Breeder aus Athen sind alles andere als Nachwuchstalente. Zudem ist aus dem Sprungbrett längst ein Karussell geworden das auch immer wieder ehemalige Teilnehmer der Art Statements von der Hauptmesse übernimmt, wenn sie es von dort nicht in das Obergeschoss geschafft haben. So hat sich die Liste längst zum verlängerten Arm der Art Basel entwickelt, wo gleichbleibend zumeist hohe Qualität angeboten wird. Und viele Sammler scheinen nach wie vor dem vermeintlichen Charme des perpetuierten Provisoriums zu verfallen und die Kulisse der ehemaligen Brauerei mit einem Akademierundgang zu verwechseln, auf dem sie bisher unentdeckten Talenten nachjagen können. Nur passt dieses Bild schlecht mit einer Realität zusammen, in der Galeristen ihren Stand mit Werken à 25.000 Euro pro Stück bespielen, die schon vor Messebeginn ausverkauft sind. Bald wird die Liste volljährig. Es ist an der Zeit erwachsen zu werden. Das gilt auch für die Design Miami/Basel, die schöne Tochter der Art Basel. Seit Beginn krankt sie daran, dass sie zwischen zeitgenössischem Designlabor, musealem klassischen Design und glitzerndem Kitsch kein scharfes Profil findet. Die Gründe hierfür sind leider branchenimmanent: Mit Experimenten läst sich im Messeformat kein Geld verdienen und für eine hochkarätige Verkaufsschau ist die Zahl der weltweit verfügbaren Händler auf angemessenem Niveau einfach zu klein, wie ein Aussteller der ersten Stunde anmerkt. Vielleicht wären die Veranstalter besser bedient, die Veranstaltung einfach einzustampfen und eine Handvoll oder zwei an Messekojen in der Haupthalle fürs Design zu reservieren. Man darf gespannt sein, was sich nach dem Neubau der Messehallen tut. Der einzige Satellit, der nach wie vor für Entdeckungen gut ist, residiert mit dem Solo Project in der St. Jacobshalle. Immer wieder entschließen sich interessante Galerien mit ambitionierten Projekten zur Teilnahme an dieser Veranstaltung, obwohl sie weitab vom Schuss liegt und unter argem Besuchermangel leidet. Doch profitiert die Messe ein wenig vom Eingehen vieler Satelliten. Denn viel ist nicht übrig geblieben von dem Vor-Krisen-Jahrmarkt. Die Selection Art Fair mit ihren acht Teilnehmern (Schwerpunkt Japan) zählt nicht wirklich und die Scope ist trotz erneuter Verkleinerung auf rund 80 Teilnehmer wiederholt nicht satisfaktionsfähig. So scheint Basel im eingefahrenen Gleis der Schwung abhanden gekommen zu sein. Das kann auch der Hauptmesse nicht gefallen. Ein bisschen frischer Wind täte allen Beteiligten gut. Volta Liste 17 Design Miami/Basel The Solo Project Selection Art Fair
Mehr Texte von Stefan Kobel

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