Manfred M. Lang,
Ich höre immer weniger davon.
Natürlich höre und lese ich immer öfter, dass der Schüssel weiß wie es geht.
Und dass das Lieblingswort vom Gusi Chaos heißt, weiß ich natürlich auch schon.
Dass ich von der FP in Abwesenheit von verbindlichen Personen nichts Verbindliches erfahre, nehme ich leise lächelnd hin, dass der Häuptling der Grünen die rote Braut will, hat er sich hochintelligent herausgeschwiegen, und dass es sich sichtlich ausgelift hat, lässt mich leider nur mehr über verlorene Wählerstimmen meditieren.
Was ich nicht lese und nicht höre von unseren wahlwerbenden bundeskanzler- und partnerfixierten Parteikanditaten ist eine Wertigkeitsvorstellung über ihr Kultur- oder Kunstprogramm. Ich meine ich erwarte ja keine Visionen, denn die haben, wie wir aus Exkanzlermunde wissen, nur Leute, die einen Psychiater brauchen, und den können wiederum unsere Politiker ja leider schon gar nicht brauchen, obwohl ein Seelendoktor sicher mehr für sie tun könnte als ein Spindoktor.
Ich wünsch mir schon seit Jahrzehnten eine zumindest rudimentäre Vorwahldiskussion über Kulturpolitik. Aber außer einer stets mit Selbstlob bedachten Geldverteilungsmaschinerie und der klimatischen Chefsache-Erklärung ist mir da nicht viel in Erinnerung. Natürlich - wenn irgendein kultursüchtiger Journalist die Frage danach stellte, gab es immer wieder die Absichtserklärung, dass alles nur Parteimögliche getan werde würde. Und das war es dann auch schon.
Man muss jetzt natürlich zugute halten, dass in den engsichtigen Augen unserer Politiker auch alles Mögliche für die Kunst und Kultur getan wurde und wird. In Salzburg z.B. wird noch immer festgespielt. Museen und Ausstellungshallen wurden/werden immer noch fleißig um- und gebaut, und die Jungkünstler bekamen stets ihre immer geringer werdenden Almosen. Sogar mit einer Sozialversicherung als Draufgabe. Aber irgendwie habe ich seit 40 Jahren das Gefühl, dass für die Parteien ein Kulturprogramm die unwichtigste Nebensächlichkeit ist.
Dabei wäre gerade in Zeiten der so oft missverstandenen und -interpretierten Globalisierung eine progressive und eine Grenzen übergreifende offensive Kulturpolitik zumindest genau so wichtig wie z.B. das Feilschen über LKW-Tonnagen auf diversen europäischen Strassen. Denn ein vorgelebtes Kulturverständnis von Politikern würde solche und ähnliche Segmentdiskussionen wahrscheinlich unnötig machen.
Aber das ist schon wieder eine Vision.
Ich werde sicherheitshalber und vorauseilend einen Arzt konsultieren.
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