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Kunst für einen „gestörten Raum“

Ernst Caramelle gestaltet die neue Kunstpassage Karlsplatz Das rasche Vorbeigehen an der Kunst ist ein in Museen eher unerwünschter Vorgang. Dort soll man verweilen, genießen und die Kunstwerke in statischer Kontemplation erleben. Was also tun, wenn das Gehen das konstitutive Element eines Ortes ist, an dem die Kunst gezeigt wird? Man konzipiert Kunst, die ihre bewusstseinserweiternde Qualität erst im Gehen so richtig offenbart. Die Passage, die den Opernring mit dem Karlsplatz und die drei sich kreuzenden U-Bahn Linien verbindet, ist mit 200.000 PassantInnen täglich der am meisten frequentierte Ort im Bereich des Wiener Nahverkehrs und damit auch der optimale Platz, um Kunst im öffentlichen Raum, möglichst vielen Menschen zu präsentieren. Das wird in der Passage schon seit Jahren mit einer großen Installation von Ken Lum (Pi, 2006) in der Westpassage und aktuell von Peter Kogler (2012) im Zwischengeschoß der Zugangs zur U1 und U2 geleistet. Was nach dem derzeit laufenden Sanierungs- und Umbauarbeiten noch dazu kommen wird, ist die rund 70 Meter lange zentrale Verbindungspassage, aus der die bisher dort ansässigen Geschäfte abgesiedelt wurden und die etwa ab dem Frühjahr 2013 ebenfalls für Kunst zur Verfügung stehen wird. Die KÖR Kunst im öffentlichen Raum GmbH hat dazu einen geladenen Wettbewerb ausgeschrieben aus dem in einem zweistufigen Auswahlverfahren der Österreicher Ernst Caramelle als Sieger hervorgegangen ist. Caramelle (geboren 1952) hat sich schon früh mit dem Einfangen des Ephemeren in seiner Kunst auseinandergesetzt, wie etwa mit seinen „Lichtzeichnungen“ – nur durch die unterschiedliche Einwirkung des Sonnenlichts gefärbtes Papier. Vergänglich waren immer auch seine großformatigen Raummalereien, mit denen er seit den 1980er Jahren die unterschiedlichsten Ausstellungsorte inszeniert hat, war doch das Ausstellungsende fast immer auch mit der Übermalung der Kunstwerke verbunden. Ein großformatiges Werk für den öffentlichen Raum realisieren zu können, das auch dauerhaft erhalten bleiben wird, ist demnach ein umso interessanteres Projekt für den Künstler. Gerade „gestörte“, also auch architektonisch problematische Räume sind es, die Caramelle interessieren. Es geht ihm dabei auch um die Veränderung der Raumatmosphäre, ein angenehmes Gefühl für die oft gehetzten PassantInnen zu schaffen, die jedoch nicht stehenbleiben müssen oder sollen, um seine Kunst zu erleben und ihr Bewusstsein zu erweitern . Realisieren wird er eine Wandmalerei auf einer Seite der Passage, die in einem „freskohaften Charakter“ (Caramelle) die PassantInnen begleiten wird. Dazu wird aber nicht einfach eine geradlinige Wand aufgestellt, sondern es soll Vorsprünge und Brüche geben, die der Malerei zusätzlich Struktur geben und je nach Blickwinkel neue Ansichten ergeben. Die gegenüberliegende Wand wird neben Glas- auch Spiegelelemente enthalten und so zusätzliche Blickachsen auf die Wandmalerei freigeben. Das Werk wird übrigens in mehreren Wochen direkt vor Ort entstehen, Einblicke in die Arbeit des Künstlers wird es aber nicht geben, da die Pigmente beim Auftrag vor Staub geschützt werden müssen und der Arbeitsbereich so möglichst hermetisch abgedichtet sein wird. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2013 geplant und wird von einem Katalog begleitet werden. www.koer.or.at
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