Wolfgang Pichler,
Fantastisch! Rudolf Kalvach. Wien und Triest um 1900: Im Schatten der Genies
Unter Spezialisten seit langem als ein extrem begabter Graphiker und Zeichner – vor allem wegen seiner Entwürfe für die Wiener Werkstätten – geschätzt, ist Rudolf Kalvach einem größeren Publikum bisher kaum bekannt gewesen. Dass er nicht wie seine berühmten Künstlerkollegen Egon Schiele und Oskar Kokoschka zu einer weithin bekannten Marke im Kunstbetrieb wurde, ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass er weder Skandale verursachte noch eine eigene Schule gründete und ganz allgemein ein kurzes aber unspektakuläres Leben hatte.
So auch seine Bilder, die – damals sehr modern – stark von fernöstlichen Einflüssen geprägt sind und in ihren leuchtenden Farben stark an die „psychedelische Kunst“ der 1960er Jahre erinnern, ohne jemals aufregend oder spannungsgeladen zu wirken. Bei aller Nähe zur Farbigkeit und Formensprache des Expressionismus bleiben seine Werke stets der Grundästhetik des Jugendstils verhaftet. Nicht der geniale Ausdruck, sondern die perfekte Form, das bestmögliche Produkt scheinen im Vordergrund zu stehen. Und so wundert es nicht, dass ein Kunstmarkt, der sich im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr auf die KünstlerInnen selbst und weniger auf bestimmte Werke konzentrierte, diesen früh verstorbenen und unspektakulären Künstler sehr rasch vergaß.
Dass Kalvachs Werk einen prominenteren Platz in der Kunstgeschichte verdient, zeigen exemplarisch jene Holzschnitte die unter dem Titel „Triester Hafenleben“ 1907/1908 entstanden. Diese nachträglich handkolorierten Schwarzdrucke zählen sicher zu den besten ihrer Zeit und das obwohl der Holzschnitt zwischen 1900 und 1920 mit Vertretern wie Carl Moll, Broncia Koller-Pinell und Hugo Heneberg eine Hochblüte erlebte. Schade nur, dass die ausnahmslos sehenswerten Exponate durch die leider fantasielos gestaltete Schau nicht wirklich zur Geltung kommen.
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Fantastisch! Rudolf Kalvach. Wien und Triest um 1900
07.06 - 10.09.2012
Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h
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