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Hans Schabus - Vertikale Aneignung: Weit vom Stamm

Wenn es um das lustvolle Durchbrechen, Durchdringen und Erforschen von Kunsträumen ging, war Hans Schabus stets der richtige Mann: Egal, ob der Österreich-Pavillon in Venedig, das Kunsthaus Bregenz oder das eigene Atelier, mit seinem Hang zum Bastlerischen stülpte Schabus die Architektur imaginär um – bisweilen mit beträchtlichem materiellem Aufwand. Obwohl Schabus für seine aktuellen Ausstellung im Erdgeschoss des 21er Hauses ebenfalls Tonnen an Zeug – diesmal: Fichtenstämme – herangeschafft hat, kann diese an seine früheren Arbeiten kaum anschließen. Das mag zum einen daran liegen, dass die Hölzer im imposanten Schwanzer-Pavillon kaum jene räumlich-skulpturale Kraft entfalten können, durch die sich Schabus’ Kunst auszeichnet. Zum anderen erweist sich das Konzept ein wenig bemüht: So sollen die Stämme, die mancherorts mit ornamentalen und auf die Moderne (Brancusi, Wotruba) verweisenden Schnitzereien versehen wurden, einerseits der modernistischen Architektur die „Unkontrollierbarkeit der Natur“ (Pressetext) entgegensetzen, andererseits auf Mechanismen der Musealisierung hinweisen. Um das zu unterstreichen, gibt es in der Ausstellung zudem ein uraltes Schild, das den Weg zum Museum weist – und die Stämme bilden, vom ersten Stock aus betrachtet, das Wort „MUSEUM“ (mit ein wenig Fantasie). Das angebliche Chaos, das sich im Erdgeschoss auftut, soll vom ersten Stock aus durch eine – nur scheinbare – Ordnung wieder zurückgenommen werden. Das Problem dabei ist: In jeder Post-Party-Wohnung und auf so manchem Schreibtisch herrschen größere Unordnung als in dieser Holzansammlung. Auch wenn Schabus ein dichtes Netz an historischen, philosophischen und kunsthistorischen Verweisen knüpft, so geht das Konzept nicht wirklich auf – zu gebändigt erscheint die Natur. Parallel zur Ausstellung im 21er Haus beackert er in der Kerstin Engholm Galerie eine andere Dichotomie, nämlich jene zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Am besten gelungen sind dabei jene kleinen Holzstücke, die im Auftrag des Künstlers von Schnitzern in Sri Lanka angefertigt wurden – aus ihnen sollten Figuren entstehen, mitten während des Prozesses stoppte Schabus diesen jedoch. Die Zeile kleiner Holzskulpturen, unfertig und fertig zugleich, erweisen sich als poetischer und wirkungsvoller denn die materielle Kraftanstrengung im 21er Haus. -- Ausstellung in der Kerstin Engholm Galerie: Hans Schabus – Arbeiterstrandbad 29.06.2012? – ?08.08.2012 www.kerstinengholm.com
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Hans Schabus - Vertikale Aneignung
01.06 - 09.09.2012

Belvedere 21
1030 Wien, Schweizergarten/Arsenal-Straße 1
Tel: +43 1 795 57-0
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere21.at
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h, Mi, Fr bis 21 h


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