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Bauhaus-Möbel. Eine Legende wird besichtigt: Die unübertreffliche Leichtigkeit des Sessels

Holzmöbel! Wer dächte daran beim Stichwort Bauhaus. Und doch sind Sessel in Palisander mit Pergamentbespannung zu sehen. Josef und Anni Albers bauten Tische in Ahorn, Esche und Mahagoni, und auch der Grafiker Herbert Bayer versuchte sich in Möbeln. Ob freie Kunst oder Formgestaltung: Am Ende stand die Konkretion der abstrakten Idee. Gefragt war das Wesenhafte des Möbels, das nicht stilistischen Vorgaben, sondern den Forderungen der Sache selbst genügen sollte. Den Anfang machen expressionistische Stücke für Walter Gropius Haus Sommerfeld und das Fagus-Werk, eine Schuhleistenfabrik im Provinznest Alfeld an der Leine. Die rasante Genealogie der Bauhaus-Moderne lässt sich an den Entwürfen Marcel Breuers verfolgen: Vom expressiven "afrikanischen Stuhl" über Konstruktionen im De Stijl-Look in fünf Jahren zum Stahlrohr-Clubsessel, der Breuers Ideal des Sitzens auf federnden Luftsäulen recht nahe kam. Vertreten sind auch abtrünnige Bauhäusler wie Erich Dieckmann und Ferdinand Kramer, die dem Ideal der guten Form für alle mit ihren ebenso schlichten und schönen wie bequemen und erschwinglichen Holzmöbeln weit näher kamen als die Dessauer. Konsequent wurden, neben Peter Kelers Wiege auf der Basis von Kreis und gleichseitigem Dreieck, auch Kindermöbel entwickelt. Später konnte sich das moderne Mädel Miniatur-Freischwinger in die Puppenstube stellen. Ein zeitgenössischer Werbefilm demonstriert die Leichtigkeit des neues Haushalts anhand eines Damenkränzchens bei Frau Gropius. Auch der zweckorientierte Funktionalismus war den Prämissen zeitgebundener Gestaltung unterworfen. So wenig es zu einer Funktion nur eine mögliche Form gibt (und wer möchte überhaupt eine Funktion definieren!), lässt sich die optimale Gestaltung ein für allemal festlegen. Dennoch setzte das Bauhaus kaum mehr erreichte Standards. Die Ausstellung rollt ihr Thema sorgfältig und manchmal überraschend auf. Ein Übriges tut ein hervorragender Katalog mit Schnappschüssen aus dem täglichen Bauhaus-Leben.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Bauhaus-Möbel. Eine Legende wird besichtigt
31.10.2002 - 10.03.2003

Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
10785 Berlin, Klingelhöferstraße 14
Tel: +49 30 - 25 40 02 0, Fax: +49 30 - 25 40 02 10
Email: bauhaus@bauhaus.de
http://www.bauhaus.de/
Öffnungszeiten: Mi - Mo, 10 .00 - 17.00


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