Wolfgang Pichler,
Karl Prantl: Steine begreifen
Man könnte es als eine Art Miniatur-Retrospektive bezeichnen, diese Schau mit – für das Werk Prantls – repräsentativen Steinen und Zeichnungen. Letztere sind auch die Sensation der Ausstellung, zeigt sich doch an diesen, in seinen Studienjahren entstandenen Blättern, dass ein veritabler Zeichner hinter dem berühmten Bildhauer steckte. Die im legendären „Abendakt“ bei Boeckl an der Akademie der bildenden Künste entstandenen Aktzeichnungen erinnern beinahe an Klimts feinlinige Skizzen aus der Zeit um 1900, haben aber eine Offenheit im Gestus die erst Jahrzehnte später möglich wurde.
Dass Karl Prantl nur am Beginn seiner Bildhauerkarriere im eigentlichen Sinn Skulpturen „gehauen“ hat, zeigt sich sehr schön wenn man die große dem Grenzstein von 1958 nachempfundene Bronze im Schaufenster an der Ringstrasse betrachtet und sie mit den kleinen Serpentin- und Marmorsteinen aus den letzten zwei Jahrzehnten in der eigentlichen Galerie im ersten Stock vergleicht. Denn was anfangs noch ein „dem Stein eine erdachte Form geben“ war, wird gegen Ende seines Lebens eher ein „aus dem Stein herausholen einer bereits angelegten Form“. Besonders deutlich zeigt sich dies an den drei Serpentin-Stelen die in der Schau zu sehen sind. Da wird die Maserung des Steins wie hervorquellende Adern eines Menschen herausgearbeitet und der Sein sonst nur wunderbar glatt geschliffen. Diese stets glatte aber dennoch von Stein zu Stein unterschiedliche Oberfläche gilt es als wesentliches Element von Prantls Skulpturen haptisch zu entdecken. Und so ist es nur Konsequent wenn in dieser Ausstellung angreifen erwünscht ist.
Es ist deutlich zu spüren, dass Karl Prantl auf beinahe religiöse Weise der Natur in Form von Steinen, die er auch einmal als das Gebein der Erde bezeichnete, huldigen und ihre Schönheit sichtbar machen wollte. Am besten gelungen ist ihm dies stets wenn er vor Ort, also in der Landschaft in der der Stein gebrochen wurde, arbeiten konnte. Die gezeigten kleineren Skulpturen sind daher eher als Verweise auf etwas buchstäblich viel Größeres zu lesen. Ihre Qualität liegt aber gerade darin, dass sie dies vermitteln können.
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Karl Prantl
18.04 - 21.06.2012
Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14
18.04 - 21.06.2012
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