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Bilderverbot

Wenn in unseren Breiten Kunst zensiert wird, geht zu Recht ein Aufschrei durch die Medien. Allerdings kommt derlei ohnehin nicht allzu oft vor. Der politische Umgang mit Kunst jedenfalls ist ein zuverlässiger Seismograph für die Einstellung eines Staates zu demokratischen Rechten. Kürzlich ereignete sich allerdings ein überaus interessanter Fall von Zensur durch einen Künstler: Marktstar Damien Hirst – dessen künstlerische Qualitäten mehr als umstritten sind – verbot dem Kunstmagazin Monopol den Abdruck seiner Werke. Der Grund dafür: die Zeitschrift hatte sich dagegen verwehrt, seiner Firma „Science Ltd.“ jene zwei Artikel, die von den Bildern begleitet werden sollten, zur Verfügung zu stellen. „Wir schickten ein paar Sätze, in denen wir die Idee unserer Titelgeschichte, ein Pro und Contra zu Damien Hirst, erläutert haben, sowie die Namen [der Autoren, Anm.]. Schließlich teilte man uns mit: ‚...bedauerlicherweise wurde die Erlaubnis vom Atelier Hirst abgelehnt’“, erzählt Chefredakteur Holger Liebs im Vorwort. Bei Monopol war man nicht fad und brachte die Kontroverse zwischen Andreas Beyer und Ben Lewis dennoch – nur eben mit leeren Flächen, die jeweils von zwei Diagonalen durchkreuzt werden und in denen sich Beschreibungen jener Objekte finden, die an der jeweiligen Stelle eingeplant waren. Jetzt könnte man natürlich mit dem Urheberrecht argumentieren und meinen, selbstverständlich könne Hirst darüber bestimmen, wo seine Bilder publiziert werden. Das stimmt auch. Dennoch greift diese Überlegung zu kurz. Erstens zeugt bereits das Ansinnen, Artikel vor Drucklegung lesen – und vielleicht dann noch selbst „überarbeiten“! – zu wollen von einem völlig unterentwickelten Verständnis für Medien und damit für demokratische Vorgänge. Und zweitens: Stellen wir uns mal vor, alle KünstlerInnen, über die nicht nach ihrem Gusto berichtet wird, verbieten die Abbildung ihrer Werke. Dann wäre die Kunstkritik bald bilderlos (was eine Herausforderung sein könnte, wenn genug Platz für Beschreibung bliebe – was aber meistens eben nicht der Fall ist, da es sich dann nicht um Kunstkritik, sondern Wissenschaft handeln würde), denn selten gefällt den Kunstschaffenden das, was über sie berichtet wird. Unweigerlich muss man sich zudem fragen, ob denn nun alle Medien mit Hirst-Bildern dem Oligarchenliebling – bzw. seiner Firma – zuvor ihre Artikel vorgelegt haben. Als hätte die Kunstkritik nicht ohnehin genug Probleme.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
pro/kontra Vorabeinsicht
bitteichweisswas | 10.04.2012 08:30 | antworten
ich verstehe schon Ihre Argumente hinsichtlich einer manchmal von KünstlerInnenseite gewünschten Vorabeinsicht in Rezensionen- allerdings verstehe ich diesen Wunsch, wenn JournalistInnen nicht selten bspw. über Ausstellungen/Arbeiten (sinnentstellend) berichten, die sie gar nie gesehen haben !??

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