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Gerald Matt tritt als Direktor der Kunsthalle Wien zurück

Gerald Matt hat also die Konsequenzen gezogen und den – noch amtierenden – Vorstand des Vereins der Kunsthalle Wien um die Auflösung seines Vertrages gebeten. Seit Anfang Jänner freigestellt, um die noch laufende Prüfung in der Kunsthalle Wien auf etwaige von Matt verursachte Malversalien nicht zu stören, wäre er am ersten April ja eigentlich wieder Direktor der Kunsthalle gewesen. Eine Rolle, die ihm angesichts des von Grünen-Kultursprecher Klaus Werner-Lobo in den letzten Monaten initiierten „shitstorms“ wohl nicht sehr angenehm gewesen wäre. "Die Grünen Wien haben bereits vor Monaten auf die Umstrukturierung der Kunsthalle Wien und den Abschied ihres Direktors gesetzt. Matt hat die Kunsthalle und ihre Belegschaft wie sein Privateigentum behandelt und öffentliche Ressourcen für private Interessen missbraucht. Nun hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Matt für die Kunsthalle und die Kulturpolitik der Stadt Wien nicht mehr tragbar ist", tönte es auch sogleich in einer Aussendung Werner-Lobos, der Matts Entscheidung für den Rücktritt dann auch gleich für sich vereinnahmt. Ein wenig muss sich Werner-Lobo dann doch widersprechen, wenn er fordert, „dass diese international hervorragende Kulturinstitution“ nun eine neue professionelle und künstlerisch hervorragende Leitung bekommen solle. Matts späte Entscheidung für den Rücktritt lässt eher die Vermutung zu, dass die derzeit noch laufende Prüfung der Kunsthalle keine sonderlich aufregenden Ergebnisse hervorbringen wird. Vielmehr verweist sie auf die strukturellen Probleme, die angesichts der Konzentration der Kampagne der Grünen auf die Person Gerald Matt selbst, nie wirklich diskutiert wurden. Da ist einmal ein Dienstvertrag der – in finanziell noch rosigeren Zeiten abgeschlossen – den Einsatz von MitarbeiterInnen der Kunsthalle für externe Projekte des Direktors erlaubt. Hätte der Vorstand des Vereins der Kunsthalle Wien diesen Vertrag nicht einmal an die strenger werdenden Regelungen einer Corporate Governance anpassen können? Auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer wird man fragen dürfen, warum die Ausstellungen im Parlament nicht von jungen KuratorInnen gemacht werden dürfen – Qualität gibt es hierzulande genug und das Honorar wäre für viele eine zumindest kurzfristige Erleichterung in einer meist prekären Lebenssituation. Sicher, Gerald Matt hat sich in der Rolle des Kulturbetriebsdandys etwas zu gut gefallen und war damit ein logisches Ziel, nachdem MAK-Direktor Peter Noever im Februar 2011 wegen nachgewiesener Verfehlungen zurückgetreten war. Ob diese Form der Kulturpolitik der öffentlichen Anklage die nun gewünschte internationale Persönlichkeit für die Leitung der Kunsthalle nach Wien holen kann, ist fraglich. Zumal die Grünen ja nicht nur die ohnehin zu erfüllende künstlerisch hochstehende Leitung verlangen, sondern auch gleich Regeln für den Umgang mit den MitarbeiterInnen in Kulturinstitutionen aufstellen wollen. Die Kunstszene weiß, dass LeiterInnen solcher Institutionen nicht immer ein freundliches Wort und ein Lächeln auf den Lippen haben. Eine künstlerisch erfolgreiche Leitung braucht natürlich korrekten Umgang mit Partnern und MitarbeiterInnen, aber genau so Widerständigkeit und Querdenken – auch wenn die Zeit der Sonnenkaiser im Kulturbetrieb jetzt endgültig vorüber scheint.
Mehr Texte von Werner Rodlauer

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