Ukraine - Städte_Regionen_Spuren: Modern durch Koexistenz
Es ist schon oft gesagt worden: Die Ukraine ist von Wien weniger weit entfernt als Vorarlberg. Dennoch weiß man hier über das Land, sieht man von aktuellen politischen Wirren und ein paar Schlaglichtern zur k.u.k-Historie von Galizien und Bukowina ab, so gut wie nichts.
Demgemäß beginnt die aktuelle Ringturm-Ausstellung zur Architektur der Moderne in der Ukraine mit einem historischen Abriss einer Gegend, deren Vielfalt wenig zu wünschen übrig lässt: Teile des bis 1991 zur Sowjetunion gehörenden Landes waren im 20. Jahrhundert ungarisch, rumänisch, polnisch und tschechoslowakisch, was eine Koexistenz germanischer, finno-ugrischer, romanischer, slawischer und semitischer Sprachen und Kulturen mit sich brachte.
So prägt Wiener Historismus Czernowitz und Lemberg, inlusive Bauten von Theophil von Hansen und Fellner & Helmer. In der Westukraine planten und bauten später auch die Wiener Architekten Hubert Gessner, Arnold Karplus, Margarete Schütte-Lihotzky sowie die Loos-Schüler Paul Engelmann und Helmut Wagner-Freynsheim. Zu dieser Zeit war die Karpato-Ukraine Teil der Tschechoslowakei; Weltklasse haben hier Bauten des tschechischen Funktionalismus wie Jaroslav Fragners Geburtsklinik in Mukatschewe, deren frühe Entstehungszeit 1922-25 selbst einen Le Corbusier erblassen ließe.
Ein anderes Kapitel der auf geografische Schwerpunkte konzentrierten Schau ist Charkow mit seinem russischen Konstruktivismus. Während einem Theater-Wettbewerb, an dem auch Walter Gropius teilnahm, nach einer durch das Stalin-Regime herbeigeführten Hungersnot und der Verlegung der Hauptstadt nach Kiew keine Realisierung folgte, beeindruckt der Hochhaus-Komplex des Gosprom-Gebäudes noch heute.
Kiew ist, neben einer eigenen Spielart eines wilden pannonischen Beaux-Arts-Jugendstils, mit den Neuplanungen des Zentrums aus dem Jahr 1944 vertreten. Ein besonderes Zuckerl der Krim sind die üppigen Villen von Jalta, während die freischwebende Konstruktion des 1985 fertiggestellten Erholungskomplexes Kurpaty/Druschba bereits ein Coverstar der "Ostmoderne" ist. Prädikat: sehenswert!
11.04 - 25.05.2012
Architektur im Ringturm
1010 Wien, Vienna Insurance Group, Schottenring 1
Tel: +43 1 531 39-DW 1115 oder DW 1101
Email: philippe.batka@airt.at
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Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 18 h