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WIKAM - Wiener Internationale Kunstmesse im Wiener Künstlerhaus: Die WIKAM - ein Wiener Original

Am Karlsplatz macht sich nicht nur im Freien die frühlingshafte Stimmung breit. Auch im Künstlerhaus, wo die WIKAM wieder für 10 Tage zum Bummel durch Kunst und Antiquitäten einlädt, herrscht unter den 40 Ausstellern spürbarer Optimismus. Und die Wiener lieben ihre WIKAM, oder zumindest ihre Eröffnung. Zur Vernissage am 2. März stießen sich die Besucher fast gegenseitig die Füße und ihren inzwischen lauen gratis Sekt aus den Händen. Wie gewohnt, heiß war die Luft und durchschnittlich die meiste Ware. Mit dem Besuch an einem gewöhnlichen Messealltag wird einem der Atem zwar kaum geraubt, aber man hat noch immer auf der WIKAM Qualität gefunden. Man kann also nunmehr ganz entspannt durch die Stände schlendern, vorbei an sogenannter „guter Flachware“, die wie immer die Messe prägt: an Graphiken und Ölgemälden, vorwiegend des 19. bis 21. Jahrhunderts, an hübschen Stadtansichten, Blumen, Akten, impressionistischen, realistischen und surrealistischen Bildern. Ob informell oder gegenständlich, darum geht es weniger, wohl mehr um nachvollziehbar namhafte Kunst, vielleicht am besten mit klar erkennbarer Signatur eines jener Künstlernamen, die sich schon WIKAM-bewährt haben. Besonders guter Nachfrage erfreuen sich daher auch Gemälde wie die von Hans Staudacher (dessen Bilder an den diversen Ständen je nach Größe bis an die 28.000 € kosten), Markus Prachensky (dessen Swing de Provence von der Galerie Kaiblinger um 58.000 € angeboten wird) oder Alfons Walde (dessen Bergweiler dem Kunsthandel Freller satte 750.000 € einbringen soll). An diesen sieht man doch gleich, was man hat, und vor allem einen „guten Geschmack“. Ja, die Jury ist sehr wohl um die Sicherheit beim Kauf bemüht – daher wurde auch die Skulptur Fuck you, you fucking Fuck von Alex Kiessling (die von der Galerie Lehner um 8.800 € feil geboten worden ist) während der Eröffnung zuerst ins Eck und dann ins Depot verbannt, die BesucherInnen wären darüber „gestolpert“ - dabei hatte der Künstler das Objekt doch signalgelb gefärbt! Nun ringt sein Schwimmer (um 4.800 €) ganz allein nach Luft. Gerhard Sommer von der Galerie Kunst & Handel wundert sich gar nicht, dass in seinem profunden Angebot von zum Teil sehr großformatigen Gemälden des Wiener Aktionismus gerade diejenige Arbeit von Hermann Nitsch Interesse erregt hat, die nicht blutig, sondern in buntfarbigem Acryl eher dekorativ und kaum aktionistisch anmutet. Das Gemälde mit Blut, Wachs und Farbe auf Jute, entstanden während einer Aktion 1974, ist hingegen noch zu haben (Preis auf Anfrage). Manfred Kopriva ist mit seiner Einzelausstellung des Austro-Amerikaners Andrew Molles durchaus erfolgreich (die Preise liegen zwischen 5.000 € und 7.500 €). Kunsthändler Widder ködert mit Entdeckungslust und macht sich einen Spaß mit seiner dicht behangenen „Rätselwand“. Auflösung und Preise sind angegeben; es geht von einem Holzschnitt von Hermann Serient um 240 € über eine Fülle an kleineren und mittleren Formaten wie einer Tuschezeichnung von Alfred Kubin um 1.400 € bis zu einem Aquarell von Oskar Laske um 5.500 €. Auf dem Sektor der Möbel ist natürlich die Epoche des Biedermeier stark vertreten, gut poliert und sehr manierlich, passend zum mancherorts aufblitzenden Tafelsilber oder den süßlichen Figuren aus Meissner Porzellan. Bei Figl besticht neben einem Pinzgauer Rokoko Prunkschrank (um 29.000 €) oder einem perfekt erhaltenen gotischen Tisch (um 1480, für 18.400 €) ein Montafoner Tisch aus Kirschholz mit Schieferplatte in seiner unprätentiösen Eleganz (entstanden um 1800), erschwinglich um 3.600 €. Die Galerie Kaiblinger überrascht mit einer eleganten Bugholz-Sitzgruppe von Otto Wagner (um 9.000 €) und Gebhart Blazek mit ungewöhnlicher marokkanischer Teppichkunst, darunter traditionelle Exemplare wie sehr individuelle und moderne aus Recycling-Material (die Preise liegen zwischen 400 € und 9.500 €). Gierige Sammelleidenschaft kann somit durchaus das eine oder andere befriedigende Kunstobjekt aufspüren. Und wenn nicht, so ist zumindest ein lustvoll belustigtes Schauen und unterhaltsames Wandeln ziemlich sicher. Denn genügend Putti flattern, ihrem sinngebenden Zusammenhang entrissen, etwas hilflos an den bunten Ausstellungswänden, Mohrenfiguren des 19. Jhs. blenden mit grob montierten Glühbirnen, originelle bis kitschige oder groteske Schnitzereien in Bein und Elfenbein bestücken zahlreiche Vitrinen und dazwischen erschallt zumal penetrante Walzermusik. - Nirgendwo besser als im Künstlerhaus oder im Palais Ferstel kann die WIKAM sein, was sie ist: ein Wiener Original.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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WIKAM - Wiener Internationale Kunstmesse im Wiener Künstlerhaus
02 - 11.03.2012

WIKAM Künstlerhaus
1010 Wien, Karlsplatz 5
http://www.kunstkauf.at


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