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Kompromisslos

Wie gerne beschweren wir KunstkritikerInnen uns über die Doppelgleisigkeiten und Überschneidungen in der Wiener Museumslandschaft! Zu unkoordiniert werde angekauft, zu zahnlos sei das Museumsneuordnungs-Gesetz, das die Ministerin vor wenigen Jahren erließ, zu willkürlich agierten die einzelnen Häuser, so lautet die Kritik – die ich selbst immer wieder äußerte. Anlässlich des Klimt-Jahres wurde erneut der Ruf nach besserer Abstimmung zwischen den Museen laut. Man wünscht sich einen großen Wurf unter Vereinigung aller Kräfte – bringen die Wiener Museen denn nicht einmal mehr das zusammen? Derlei monierten einige Kollegen und Bekannte, nicht nur im privaten Gespräch. Tatsächlich: Neben zahlreichen Publikationen und Schauen des Kunsthandels gibt es ein gutes Dutzend an Museumsausstellungen, die noch dazu zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Immerhin hat Wien-Tourismus einen Folder dazu zusammengestellt, und es gibt einen Generalpass; Maßnahmen, die nicht mehr als ein Minimum an Kooperation darstellen. Doch was wäre die Alternative gewesen? Eine Überdrüber-Riesenausstellung? Wer hätte eine solche zeigen sollen – Albertina, Belvedere, MAK oder doch das Leopold Museum? Hätte man das ultimative Klimt-Projekt nicht ohnehin wieder auf mehrere Häuser aufteilen müssen? Und was wäre in einem solchen Fall übrig geblieben – vielleicht ein gemeinsamer Katalog (bei dem alle um Platz kämpfen würden), ein gemeinsames Marketing (dessen Corporate Design ausgeschrieben und finanziert werden müsste), ein gemeinsames Ticket (das es ohnehin gibt). Darüber hinaus wohl wenig. Nun orientieren die Museen ihre Klimt-Ausstellungen an den jeweiligen Sammlungsschwerpunkten – man kann sagen, geradezu vorbildhaft: In der Albertina, auch an dieser Stelle bereits häufig kritisiert für nicht wirklich sammlungsrelevante Programme, präsentiert eine der renommiertesten Spezialistinnen überhaupt, Marian Bisanz-Prakken, Klimt-Zeichnungen; das Belvedere spannte Klimt und Josef Hoffmann zusammen; im MAK untersucht man detailliert die Entwürfe zum Stoclet-Fries; im KHM macht man die Stiegenhausgemälde zugänglich; und sogar das Volkskundemuseum beteiligt sich, wenn auch mit einem etwas abgelegenem Thema, nämlich Emilie Flöges Stoffmustersammlung. Nicht jedes Projekt erfindet Klimt neu, und Kritik wird an den einzelnen Ausstellungen zu Recht angebracht. Dennoch: ein derart facettierter Blick wäre wohl kaum möglich, wenn nicht alle Museen ihre eigene Herangehensweise wählen könnten, sondern sich zu einem Monsterprojekt zusammenfinden hätten müssen. Die davon zu erwartenden Kleinkriege hätten wohl vor allem Kompromisslösungen ermöglicht. Und die sind ja bekanntlich nicht unbedingt die besten.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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