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David Heitz - In Kontakt (Motive): Regionale Mythen, ihrer Plausibilität entledigt

Das „Magazin4“ in Bregenz führt ein Nischendasein, auch wenn es bei den Feierlichkeiten zum aktuellen 20-Jahr-Jubiläum hieß, das „Magazin4“ zähle zu den „renommiertesten österreichischen Kunstinstitutionen“. Ein kurzer Blick auf das Ausstellungsarchiv reicht allerdings um zu bestätigen, dass dieser Superlativ jedenfalls angebracht ist. Das „Magazin4“ ist über die zwei Jahrzehnte gut damit gefahren, weder auf die Quote (Besucher werden nicht einmal gezählt) noch auf den Publikumsgeschmack (Spröde und Eigenwilligkeit werden bewusst in Kauf genommen) zu achten. Da ist es bei dem Niveau auf dem der Ausstellungsraum arbeitet, nur natürlich, das ein Weltstar wie Ayse Erkmen im November 2011 noch auf der Biennale gefeiert wird, um dann, man achte auf das Timing, im Dezember 2011 das Bregenzer Kunstpublikum ins Staunen zu versetzen. (siehe der artmagazine Bericht) Der Standort in dem ehemaligen Firmenareal „Birk“ als Viertes von ehemaligen vier Magazinen quasi Tür an Tür mit der Galerie Lisi Hämmerle, einen Steinwurf entfernt vom Kunsthaus Bregenz und dem in großem Stil im Neubau befindlichen „Vorarlberg Museum“, hat jedenfalls Zukunftspotential. Gefeiert wird der 20. Geburtstag mit dem Künstler David Heitz, der sich das Bregenzer Kleinstadtidyll vorgenommen hat und mit einer ästhetisch vollkommenen, allerdings irgendwie bedrückenden Schwarzweiß-Foto Serie groteske bis absurde Momente gefunden hat, die mehr an die DDR erinnern als an ein mitunter auch spießiges Kleinstädtchen am Bodensee, das dazu noch die Hauptstadt Vorarlbergs ist. Heitz entledigt so die regionalen Mythen von „üserm subra Ländle“ (unserem sauberen Ländle) ihrer Plausibilität. Ganz klassisch laufen die Bilder in einer Endlosschleife über Diaprojektoren, vom Blick aufs schwäbische Meer (dem Bodensee) mit Straße und Stoptafel bis hin zu einem alten BMW mit einem Total-Patschen. Verdreckte Yachten im Hafen oder das Einschussloch bei einem Juwelier zeigen einen Ort, den man in Reiseführern oder Prachtbildbänden vergeblich sucht, und der doch genau so existiert. Die abgelichteten Szenen pendeln dabei zwischen greller Narration und subtiler Abstraktion. Die Linien eines Kopfsteinpflasters verweisen einerseits auf eine veraltete Form des Straßenbelages, andererseits erinnern sie an die ganze Geschichte mit den Linien in der Moderne wie sie etwa Barnett Newman zu einem Höhepunkt geführt hat. Kurz: Das Magazin4 feiert mit David Heitz, der auch Preisträger des „Columbus Förderpreis für aktuelle Kunst“ ist, einem der höchsten deutschen Kunstpreise in diesem Segment, auf gewohnt hohem Niveau. Und auch die Gruppenausstellungen zum „Recht auf Verweigerung (Right of Refusal)“ im Sommer 2012 und Bewegung im Winter 2012/2013 versprechen genauso wie die Einzelausstellung Felix Schramm „Intersection“ interessant zu werden.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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David Heitz - In Kontakt (Motive)
03.03 - 20.05.2012

Magazin 4
6900 Bregenz, Bergmannstraße 6
Tel: +43 / 5574 / 41 01 51 1, Fax: +43 / 5574 / 41 01 50 0
Email: mail@magazin4.at
http://www.magazin4.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-19, Sa, So 12-16 h


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