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Zeitgenössische Architektur in Warschau: Osterweiterung in Marmor, Stahl und Glas

Das Stichwort polnische Architektur der Moderne dürfte nicht gerade ein Feuerwerk an Assoziationen auslösen. Im ostmitteleuropäischen Raum blieb die enge Verbindung mit Konstruktivismus und Bauhaus der Tschechoslowakei und Ungarn vorbehalten, der Bezug zu Paris den Rumänen. Wladyslaw Strzeminski, Katarzyna Kobro, Henryk Berlewi sowie Helena und Szymon Syrkus hielten dennoch den Kontakt von Warschau nach Moskau und Dessau. Durch Teilungen, wechselnde Fremdherrschaft, Okkupationen und Kriege mehr als andere Gegenden den destruktiven Kräften der Zeitläufte ausgesetzt, widmete sich Polen eher materiell schwerer zerstörbaren Disziplinen wie Literatur und Musik. Beim Bauen lag seine Stärke, wie sich gerade nach Kriegszerstörungen zeigte, vor allem im Handwerklichen, im minutiösen Wiederaufbau historischer Bausubstanz. Im Hof des AZW (und damit jederzeit zugänglich) werden nun 20 zeitgenössische Bauten in Warschau präsentiert. Manches steht im Zeichen des neuen Wirtschaftsliberalismus ehemaliger Warschauer-Pakt-Staaten, vieles ist ein Produkt des offenbar enormen polnischen Bedürfnisses nach leicht fassbarer Symbolik und großen Gesten, dem auch die unsägliche neue Botschaft Polens in Berlin entspringt. Einiges zeigt jedoch ein feines Gespür für Strukturen und Baumassen, etwa Andrzej und Danuta Weicherts Zubau zum Sobanski-Palais oder das Agora-Verlagsgebäude des Büros JEMS, das schon mit Norman Foster zusammenarbeitete. Das Verwaltungsgebäude der Fluggesellschaft LOT von Stefan Kurylowicz lässt mit seiner mehrschichtigen glatten Glashaut Einflüsse Dominique Perraults erkennen. Eine ungewöhnliche reduzierte Formensprache, die beinahe an Carlo Scarpa denken lässt, kennzeichnet hingegen die Erweiterung des Südfriedhofs in Antoninów bei Warschau von Piotr Szaroszyk. Eine spezifisch polnische Linie lässt sich in der Auswahl nicht ausmachen. Aber das kann ja noch kommen.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Zeitgenössische Architektur in Warschau
01.10 - 17.11.2002

Architekturzentrum Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 522 31 15, Fax: +43 1 522 31 17
Email: office@azw.at
http://www.azw.at
Öffnungszeiten: tägl. 10-19h


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