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Alfred Hrdlicka - Zur Politik: Krieg ist kein Vergnügen

Gleich am Beginn der Ausstellung besticht und verstört eine Graphik gleichermaßen, indem sie den unglaublichen Zynismus der dem Faschismus eigen ist am Beispiel eines Hitler-Zitates veranschaulicht. Der Künstler stellt einer Gruppe völlig zerstörter und elender Menschen als Bildüberschrift folgendes Zitat gegenüber: „Hitler vor Generalen am 31. August 1944: 'Ich glaube es ist völlig klar, dass der Krieg kein Vergnügen für mich ist. Seit fünf Jahren lebe ich abgeschieden von der Welt. Ich war nicht im Theater, habe kein Konzert gehört, ich habe keinen Film gesehen.'“ So wie diese Graphik sind alle Werke der Schau eher düster und wenig erbaulich, stets mit einer klaren politischen Botschaft die bei Hrdlicka immer gegen Krieg und Faschismus gerichtet ist. So wundert es nicht, dass sich unter den dutzenden Radierungen auch ein sehr eindringliches Portrait von Karl Marx in leuchtendem Rot findet. Dass eine solche Ausstellung nicht als politische Propaganda abgetan werden kann ist der technischen Meisterschaft und dem seines Gleichen suchenden expressiven Ausdruck der Werke zu verdanken. Kaum jemand konnte so treffend und schonungslos die Ungerechtigkeit und das Leid in der Welt darstellen und dennoch nie platt oder belehrend wirken. Sicher nicht zuletzt war diese Qualität einer authentischen Empörung und Anteilnahme zu verdanken, die nicht selten zu pointierten politischen Stellungnahmen führten. So gesehen kann man den Titel „zur Politik“ als Würdigung eines stets Unbequemen interpretieren, der sicher so einiges zu sagen hätte zur aktuellen Politik in Österreich. Als Bildhauer bereits seit langem berühmt und geehrt, zeigt sich hier nicht nur, dass er auch ein ganz besonders begabter Graphiker und Zeichner war, sondern auch dass diese Arbeiten durchaus alleine zu bestehen vermögen. Besonders eindrucksvoll ist eine mit wenigen Strichen hingeworfene Pinselzeichnung aus 2005, welche sehr dynamisch einen Soldaten im Gefecht zeigt. Diese Arbeit erinnert an altmeisterliche Bewegungsstudien und verdeutlicht, dass hier ein klassisch ausgebildeter Künstler abseits aller Moden am Werk war.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Alfred Hrdlicka - Zur Politik
20.01 - 09.03.2012

Galerie Ernst Hilger
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43 512 53 15, Fax: +43 513 91 26
Email: ernst.hilger@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15 h


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