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Elliott Erwitt. Retrospektive: Hintergründig-Verschmitztes in Schwarzweiß

Er hat Marilyn Monroe und Grace Kelly fotografiert, fing bei der Beerdigung von John F. Kennedy den traurigen Blick seiner Gattin ein. Er war dabei als sich Nixon und Chruschtschow mitten im Kalten Krieg auf einer US-Industriemesse in Moskau trafen. Und drückte auf den Auslöser als der aufbrausende Amerikaner dem grummeligen Russen mahnend den Zeigefinger an die Brust hielt. Auch von anderen Politikern, von Fidel Castro etwa, schuf Elliott Erwitt legendäre Momentaufnahmen. Wie alle Fotografen sei auch er ein Jäger des Sekundenbruchteils, hieß es einmal in einem Stern-Artikel. Was ihn gegenüber seinen Kollegen aber auszeichne, sei die Fähigkeit zu erahnen, was das Objekt seines fotografischen Interesses als Nächstes tun würde. Dass seine Kamera vielfach humorvolle Augenblicke (auch in ernsten Situationen) einfängt, zeigt nun eine rund 150 Werke umfassende Retrospektive im Kunsthaus Wien. Dabei sei Komik gar nicht seine Intention, so Elliott, der gerne auch als „Woody Allen der Fotografie“ bezeichnet wird. Führt man sich die Interviews mit ihm ein wenig zu Gemüte, wird allerdings schnell klar, dass der Mann, der von sich sagt, dass er den Fotoapparat herumtrage „wie ein Kind sein Kuscheltuch“, nur kokettiert. Elliot scheint durch und durch humorvoll zu sein. Amüsante Aufnahmen von Hunden und deren Besitzern erscheinen da als logische Konsequenz. Die vielfach bekannten Porträts von Vierbeinern und ihren Besitzern machen aber nur einen Bruchteil dessen aus, was Elliott als renommierten Vertreter der Magnum-Gilde ausweist, der seine Umwelt ironisch, aber stets liebevoll betrachtet, seien sie nackt oder angezogen, im Museum, in der Metrostation, auf der Straße oder Zuhause. Wie für alltäglich Komisches beweist Elliott zudem auch einen sensiblen Blick für Poetisches und Sozialkritisches. Romantisch in Szene gesetzt ist etwa das Foto jener Verliebten, deren Gesichter nur im Rückspiegel ihres Autos zu sehen sind, während im Hintergrund der Blick auf das offene Meer fällt. Nachdenklich stimmt dagegen die Aufnahme des kleinen Jungen, der sich grinsend eine Spielpistole an die Schläfe hält. In Bildern wie diesem bleibt einem das Lachen schon auch mal im Hals stecken.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Elliott Erwitt. Retrospektive
14.06 - 30.09.2012

KunstHausWien
1030 Wien, Untere Weißgerberstraße 13
Tel: +43 1 712 04 95 0, Fax: +43 1 712 04 94
Email: office@kunsthauswien.com
http://www.kunsthauswien.com
Öffnungszeiten: Opening Days 29.02.-3.3.2024


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