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Judith Fegerl, Thomas Feuerstein - wider stand = zweck los: Kunst als natürliche Ressource

Markenzeichen der Winterausstellungen im Kunstforum Montafon in Schruns ist die Ausstellung zweier Künstler, deren Positionen sich im Dialog, so die Idee, schärfen. Im Falle von Judith Fegerl und Thomas Feuerstein lässt sich dieser Versuchsanordnung auch einiges abgewinnen. Beide präsentieren ein geschlossenes System, das Flüssigkeit in einen Umlauf pumpt. Bei Fegerl tröpfelt das Wasser des an der ehemaligen Lodenfabrik vorbeifließenden Litzbach durch Stahlrohre in ein Glasbecken, wo es von 12 Metall-Heizplatten auf 37° Körpertemperatur erwärmt, und dann in den Bach zurückgeführt wird. Der Titel der Arbeit „Reflux“ erinnert an den gleichlautenden medizinischen Terminus, der den krankhaften Rückfluss von Säure aus dem Magen in die Speiseröhre bezeichnet. Ayse Erkmen hat auf der letztjährigen Biennale in Venedig Wasser der Lagunenstadt von einer echten Wasseraufbereitungsanlage reinigen und in die Lagune zurückfließen lassen. Solche Kreisläufe dürften in der Kunst zur Zeit en vogue sein. Fegerl aber nur als Nachahmungstäterin zu sehen, wird der Sache aber sicher nicht gerecht. Die uneingeschränkte Nutzung natürlicher Ressourcen durch den Menschen könnte uns in Zukunft noch sauer aufstoßen... Bei Feuerstein wird durch einen in der Ausstellung raumgreifend hingeworfenen, durchsichtigen Schlauch Plankton gepumpt, der auch durch einen großen Glasbehälter führt, in dem dieses Plankton mittels Photosynthese zu essbaren Algen wird, die am Ende der Ausstellung vom Künstler geerntet und als Pigmente für ein Bild verwendet werden. Die Chlorella-Alge gilt heute als Nahrung der Zukunft, wenn die Erdbevölkerung weiterhin so explosiv zunimmt. In Japan wird die Alge schon regulär gegessen. Der Titel der Arbeit „Manna Maschine“ nimmt jene Weltsicht auf die Schippe, die meint, der Mensch könne Gott mittels Maschine zwingen Nahrung vom Himmel regnen zu lassen. Wie einst die Israeliten bei ihrer Flucht aus Ägypten Gott Manna zum Überleben bekamen (Buch Exodus), ist eine echte Gottesbegegnung und Gotteserfahrung stets jeglicher Machbarkeit per se entzogen, und lässt sich, zumindest in der jüdisch-christlichen Tradition, die das Wort Manna-Maschine nahelegt, nur in einem gnadenhaften Akt schenken. Die Ankündigung auf der Website der Montafoner Museen, dass die „Arbeiten von Judith Fegerl und Thomas Feuerstein ein gewaltiges Spannungsfeld erzeugen werden“, ist nicht zu hoch gegriffen, allerdings sollte man die Spannung eher mit dem Adjektiv „subtil“ versehen. Es handelt sich jedenfalls ohne Zweifel um zwei respektable künstlerische Positionen, die hier westlich des Arlbergs absoluten Novitätscharakter haben.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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Judith Fegerl, Thomas Feuerstein - wider stand = zweck los
03.12.2011 - 14.01.2012

Kunstforum Montafon
6780 Schruns, Kronengasse 6
Tel: +43 664 961 77 98
Email: kunstforum@montafon.at
http://www.kfm.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr & So 16-18 h


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