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Antisemitischer Kunstskandal in Berlin

Sie heißt Vivien Stein und hat eine Schmähschrift geschrieben, die den Kunsthändler, Sammler und Mäzen Heinz Berggruen (1914-2007) aufs heftigste attackiert, ohne überzeugende Belege vorzubringen. Er heißt Stephan Speicher und hat das Pamphlet, das in einem jüngst gegründeten Verlag in der Schweiz – als einziges Verlagsprodukt – erschienen ist, lang und breit in der „Süddeutschen Zeitung“ besprochen und ihm so eine völlig unverdiente Aufmerksamkeit beschert, ja es dadurch erst überhaupt diskussionswürdig gemacht. Die Autorin, so steht es unter anderem auch bei Jacques Schuster in der „Welt“ vom 15. November, wirft Heinz Berggruen vor, Steuern hinterzogen zu haben, glaubt nicht, dass er seine Sammlung für nur 253 Millionen Deutsche Mark an Berlin verkauft hat (was bedeutend weniger als die Hälfte des Marktwertes waren), nennt ihn einen windigen Geschäftsmann und, um ihre Hasstirade zu krönen, bezeichnet sie ihn als „Vorzeigejuden“, der seine Rolle sorgfältig einstudiert und die Öffentlichkeit hinters Licht geführt habe. Rezensent Speicher übernimmt die Einschätzungen von Vivien Stein und überträgt sie auf das Geschäftsgebaren des Berggruen-Sohnes Nicolas Berggruen, der Karstadt gekauft hat. Unbelegte Vorwürfe und lauter Gerüchte, an der auch die Berliner Szene reich ist (Karlheinz Schmid hat passender Weise gerade in der „Kunstzeitung“ darüber geschrieben) sind die „Substanz“ der Schwarte. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat im Berliner „Tagesspiegel“ klipp und klar gesagt, es entstünde ein „Zerrbild, das ganz gezielt zerstörerische Macht entfalten soll.“ Pikant ist, dass der Chef der Villa Grisebach, Bernd Schultz, laut Schuster ein erklärter Berggruen-Feind, als Anreger hinter der Schrift steht. Dass die Sache gerade jetzt so hochkocht, kurz vor Grisebachs Jubiläumsauktion, kann dieser nur schaden. Und wenn das nicht der Fall sein sollte, müsste man sich überlegen, auszuwandern. Wie sagt der Welt-Autor so richtig: „Auf ähnliche Weise ist der Antisemitismus entstanden.“ Das kann man auch verstehen als Antisemitismus-Vorwurf. Eine Posse, die aber Furcht erregt.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

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