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Erik van Lieshout - Erik makes Happy: Filmen verboten

Als Erik van Lieshout im Vorjahr jenen Shop, den er im Rotterdamer Shopping Center Zuidplein betrieben hatte, in der Galerie Krinzinger präsentierte, mutete seine Installation chaotisch, dreckig, trashig an: Schrauben, Altmetall, Erde und ähnliches Klump breiteten sich zwischen schlampig zusammengezimmerten hölzernen Displays und vor einem riesenhaften Rem-Koolhaas-Porträt aus. Jener Film, den der Künstler damals in der Mall drehte, wird nun im Bawag Contemporary präsentiert – und die Installation, die er dafür gebaut hat, mutet weitaus geordneter an als jene bei Krinzinger: Den Raum legte er mit billigen Teppichen aus, die Wände bedeckte er mit ebenso billigen Schriftzügen – „gnadenlos gunstig“, „wie viel ist dein euro wert“ sowie jenen Spruch von Rem Koolhaas, dem zu Folge der wahre Luxus darin bestehe, nichts zu kaufen; dieser war auch – wie ein Stachel im Fleisch – über dem Eingang zu seinem Zuidplein-Geschäft zu lesen. Im Film dokumentiert Van Lieshout Gespräche mit seinen Besuchern sowie Passanten und anderen Shopbetreibern. Teilweise muten diese wie einem Pandämonium xenophober und rechtsextremer Gestalten an (auch den rechtsextremen Politiker Pim Fortuyn hatte er in seinem Shop plakatiert – um Leute anzuziehen, wie er erklärte); teilweise wird andererseits über die Bedingungen der Kulturproduktion reflektiert – etwa, wenn ein Besucher angesichts des Koolhaas-Bildes beklagt, wie der Stararchitekt junge Leute in seinem Büro ausbeute. Die Gespräche im Video – zwischen denen immer wieder er selbst als koboldartiger Kommentator und Agitator ins Bild tritt – umspannen die Widersprüchlichkeiten zeitgenössischer Konsumräume, etwa dann, wenn einerseits der Manager des Einkaufszentrums die nahtlose Videoüberwachung in der Mall – wie üblich durch Sicherheitsmaßnahmen – rechtfertigt, andererseits jedoch Van Lieshout von einer Kosmetikketten-Mitarbeiterin das Filmen verboten wird. So erhellend der Film ist, so sehr wird auch klar: Die großzügigen Räumlichkeiten des Bawag Contemporary wären für die Installation nicht notwendig gewesen – die Schriftzüge verdoppeln bloß das, was ohnehin im Film ersichtlich wird.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Erik van Lieshout - Erik makes Happy
01.12.2011 - 29.01.2012

BAWAG P.S.K. Contemporary
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
http://www.bawagpskcontemporary.at
Öffnungszeiten: täglich 14-20h


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