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Hamlet Hovsepian - Head, Itch, Washing Hair, Yawning, Biting Nails: Cinema Jerewan

Er selbst meinte einmal in einem Interview von Größen wie Bunuel, Pasolini, Fellini, Godard, Chabrol oder Truffaut beeinflusst worden zu sein. Er kannte all dies nur vom Lesen über die Streifen, alleine die Filme selbst, kannte er nicht. Man selbst möchte ja eher an Arbeiten von Jan Bas Ader oder Vito Acconci denken, doch auch hierzu kannte der Künstler nur Gedrucktes, keine bewegten Bilder. Mitte der siebziger Jahre jedenfalls entstand jenseits des eisernen Vorhanges in Ashnak, einem kleinen Dorf in der Nähe von Jerewan der filmische Werkblock eines Künstlers, der heute zu den Pionieren Konzeptkunst der ehemaligen Sowjetunion zählt. Es ging ihm darum, das Drama aus den Filmen zu nehmen, meint der 1950 geborene Hamlet Hovsepian, in einem bislang unpublizierten Gespräch mit den beiden Kuratoren Anja Casser und Daniel Pies, die nun als erste Einzelpräsentation in Deutschland, vier Filme des armenischen Konzeptualisten im Badischen Kunstverein, Karlsruhe, zeigen. Das Wiener Filmmuseum hat mit dem Sichern und Kopieren der alten Filme auf das ursprüngliche 16mm Format das seinige dazu beigetragen, sodass die Präsentation des verkratzen und sonstig versehrten Materials nun auch vom Surren der Abspielgeräte begleitet wird. Das fortwährende Gähnen eines Mannes, eine Nägel kauende junge Frau, eine Figur, die sich permanent am Rücken kratzt, es sind dies nahezu unbewusste Handlungen, der Langeweile, filmisch als Loop, ohne Anfang, Ende oder Höhepunkt in Szene gesetzt. Auch dem jungen Mann, der unaufhörlich einen Felsbrocken umrundet, scheint jegliche Intention zu fehlen, seine Tätigkeit zu unterbrechen, um zumindest den Versuch zu starten, den Stein in Bewegung zu setzen. Derlei nachgerade minimalistische Aktivitäten wären „das Ergebnis einer kleinen Revolte gegen die tödliche Passivität der Gesellschaft“, formulierte Georg Schöllhammer 2004 in einem Text, „Die Reduktion, die Hovsepian betreibe, sein Schweigen gibt der Bedeutung der Leere, dem abstrakten Raum und der vielfach gedehnten Zeit eine allgemeine Wendung“. Kann man aus der Isolation Kritik üben? Im Prinzip schon, kann nur sein, dass es Jahrzehnte dauert, bis dies wahrgenommen wird.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Hamlet Hovsepian - Head, Itch, Washing Hair, Yawning, Biting Nails
30.09 - 27.11.2011

Badischer Kunstverein
76133 Karlsruhe, Waldstraße 3
Tel: +49(0)721 28226, Fax: +49(0)721 29773
http://www.badischer-kunstverein.de/
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-19, Sa, So 11-17 h


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