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Highlights Internationale Kunstmesse: Spaziergang nach Antikistan

Ohne allzu sehr zu übertreiben könnte man sagen, dass die Munich Highlights das deutsche Maastricht darstellen und dazu da sind, die Leistungen des österreichischen Handels ins rechte Licht zu rücken … Die Qualität des Angebots von Artefakten der Alten Kulturen bis ins 20. Jh. hinein ist impeccabel, das Layout elegant, die Preise jedoch beginnen schon im unteren vierstelligen Bereich. Wer da wandelt, wandelt mit Lust. Man kann den Spaziergang nach Antikistan bei Neuse (Bremen) beginnen, die ihre traditionell überwältigende Wunderkammer zusammen mit der Partnergalerie Aveline (Paris) bestücken. Dort gibt es eine überlebensgroße Marmorbüste von Friedrich Schiller, die Thomas Greinwald (1821-75) einst dem Carbonatgestein entriss. Aveline zollen dem genius loci ihren Tribut mit einem deutschen Tisch, der eine Vielzahl von per Knopfdruck zu öffnender Geheimfächer besitzt. In ähnlichem Sinne betreibt F. C. Moeller aus Hamburg eine Art Spezereienstand. Er zeigt eine wunderhübsche, in ihrer Art echt seltene kleine Bronzelaterne norddeutscher Herkunft, um 1800, mit originaler Rundverglasung. 12.000 Euro der Preis. Die Mutter aller Kunst- (und Wunder-) kammern ist die von Georg Laue aus der Isar-Metropole. Hauptstück hier: eine höfische Tazza (Schälchen mit Stiel, 11,5 cm hoch) aus Augsburg. Aus Blutjaspis in einem Stück geschnitten anno 1670 von Johann David Mayer, goldschmiedlich ornamentiert von Hans Jakob Mair, möchte Laue dafür 180.000 Euro lukrieren. Noch mehr bakschierliche Teile hat`s bei Weber-Unger aus Wien, Kleinplasiken, anatomische Modelle und auch Fotos von Alois Beer, dem K.u.K. Hoffotografen, die er von antiken Stätten gemacht hat (um 1800 Euro). Afrika ist gut vertreten; etwa durch eine Kuba-Maske des 19. Jh. aus Zaïre bei Dierking (Köln), der mit Sundheimer aus München den Stand teilt. Zur Vernissage schon schlug man sechs Bilder und drei Skulpturen los. Es wird also auch verkauft, wie wenn die Hl. Kommerzia ihre Gnade auch ungleichmäßig verteilt. Die Antiken brillieren bei Gordian Weber (Köln), wo ein römisches Zebu des 1. Jh. die Prachtstückrolle ausfüllt, trotz nur 6,5 cm Höhe bis zur Hornspitze, oder auch bei Cahn aus Basel, dessen Stand mit tollen Torsoi gefüllt ist. In der Vitrine ein bedeutendes Rhyton in Form eines Perdekopfes (um 80.000 Euro plus) aus dem ersten Viertel des vierten Jh. vuZ. Was man alles so erwerben kann: bei Piva (Milano) gar einen ganzen Samurai, Stammeskunst bei Adrian Schlag aus Brüssel, Möbel und Ausstattungen im Sinne der Grande Décoration bei Steinitz aus Paris oder bei der Bel Etage (Wien), darunter eine edle Kaminuhr von Otto Prutscher (um 75.000 Euro) und einen Thonet-Sessel aus im Dampfe geformten Bugholz. Beletagist Wolfgang Bauer teilt des Stand mit Österreichs Duo admirabile Wienerroither & Kohlbacher, bei denen u.a. ein 1,2 Mio. Schiele-Aquarell mit Zeichnung (Sitzender Halbakt von 1917) prangt. Gegenüber haben Salis & Vertes neben Marino Marini und Max Ernst auch einen Picasso aus seinem Besitz. Das Angebot an Alten Meistern will durchwachsen erscheinen, man muss mangels Nachschubs schon gründeln, die dritte Liga spielt auf. Da freut man sich über einen Vanvitelli (Romvedute bei Lampronti aus Roma Aeterna). Jüngere Produktionen sind derzeit noch besser dran. So Jawlenski (Kleine Meditation 4, 1935) um 86.000 Euro bei Thole Rotermund aus Hamburg, ebenda ein sehr schönes, reduziertes Aquarell von Paul Klee (Dorf, 1932), so Willi Baumeister mit "Schwebend auf Gelb mit Ellipse" (1950, 200.000 Euro) bei Schlichtenmaier aus Stuttgart und Grafenau ("Wir hatten einen wunderbaren Start"), so Corinth bei Arnoldi-Livie aus München mit "Rosen und eine Kalla" von 1917, so ein Strandbild von Max Beckmann, mit Parasol, kräftig gemalt (Aquarell auf Bütten, 1936), nicht so anämisch wie seine frühen Seestücke. Zu haben bei der Galerie Thomas aus München. Eine Messe, die es sich lohnt zu besuchen.
Mehr Texte von Gerhard Charles Rump †

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Highlights Internationale Kunstmesse
21 - 30.10.2011

Highlights im Haus der Kunst
80538 München, Prinzregentenstr. 1, Eingang West
Tel: +49 89 23 24 135 0, Fax: +49 89 23 24 135 10
Email: info@munichhighlights.com
http://www.munichhighlights.com/
Öffnungszeiten: 11-19 h


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