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Hendrik Krawen - Motiv -: Die Hell- und Dunkelwerte von Grau

Der große Braindrain ist nicht aufzuhalten. Die Wiege bundesrepublikanischen Kunstverständnisses, die Welt von Beuys und Sigmar Polke, bricht auseinander. Das Rheinland leert sich, denn alle rennen sie nach Berlin. \"Texte zur Kunst\", die Zeitschrift, und Max Hetzler, der Galerist. Die Künstler sowieso. Hendrik Krawen zum Beispiel. Hendrik Krawen, geboren 1963, hat in der Kaderschmiede bundesrepublikanischen Kunstverständnisses studiert, an der Düsseldorfer Akademie. Dort, bei Alfonso Hüppi, eignete er sich malerische Möglichkeiten an, denen man die Herkunft deutlich ansieht. Krawens Tafelbilder sind Bravourstücke, von technischer Eloquenz bis an die Grenze der Kälte, ebenso abbildhaft und realitätsbezogen wie manieriert und ichbezogen. In ziselierendem, detailgenauem, fast grafischem Pinselstrich hält Krawen alltägliche Motive fest, die er dadurch mit Eigenem und Eigenartigem auflädt, daß es eine Art von Grisaillen sind, pure und sture Zweisamkeiten einer einzigen Farbe mit den Hell- und Dunkelwerten des Grau. Doch geht es um das \"Motiv\", und exakt der Verweis auf den Primat des Dargestellten vor der Darstellung gibt Krawens Ausstellung bei Kerstin Engholm das Motto. Immer schon zog sich durch Krawens kleine Welt so etwas wie Ikonografie, waren die Porträts beispielweise des Hauses, das er einst in Düsseldorf bewohnte, überlagert von der Phantasie, daß sie Ruinen wären. Die Quelle bundesrepublikanischen Kunstverständnisses, die Romantik, macht sich hier geltend. Es rankt sich um ein Leben, das seine beste Zeit hinter sich hat. Krawen lebt seit letztem Jahr in Berlin, und nun frönt er hier dem Ruinösen. Also sieht man abgehalfterte Plattenbauten und graffiti-übersäte Mauerstücke, sieht ein heruntergekommenes Denkmal von Ernst Thälmann und Hinterhof-Tristesse. All das bringt Krawen in bewährter Bravour auf die Leinwand, und abbildhaft und realitätsbezogen wie wir sind, wollen wir das auch mit allem Lob erwähnen. All das spielt darüberhinaus in Berlin, spielt da, wo alle hinrennen. Und dieses Berlin mit seiner splendiden Sonderbemitteltheit geht uns, manieriert und ichbezogen, wie wir sind, gehörig auf die Nerven.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Hendrik Krawen - Motiv -
12.09 - 27.10.2001

Kerstin Engholm Galerie (alt)
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
http://www.kerstinengholm.com


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