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Roter Teppich für: Anemona Crisan - Über \ Spannung: Dynamische Raumvektoren

Rote Teppiche sind in Wien zurzeit ja ganz en vogue. Im 21ger Haus wird man beglückt von den mehr oder weniger überflüssigen und mehr oder weniger abgerollten Teppichen von Geiger, auch bei der kürzlich eröffneten Galerie Thoman stolpert man über drei rote Rollen, aber (hoppala) nicht von Kienzer, sondern von Armleder. Und dann gibt es noch den roten Teppich nicht von, aber für Anemona Crisan. Und die hat in ihrer Ausstellung Über \ Spannung im SPÖ Bildungszentrum auch gar keinen notwendig, denn ihre Kunst erstreckt sich vor allem in Form von roten Klebebändern an den Wänden, am Plafond und am Fußboden. Anemona Crisan ist eine der vier jährlich ausgewählten jungen KünstlerInnen, die im Rahmen des Projekts „Roter Teppich für junge Kunst“ mit Einzel- und Gruppenausstellungen sowie Ankäufen gefördert werden. Es soll jungen AbsolventInnen der Kunstuniversitäten als Sprungbrett in den freien Kunstmarkt nützen. Anemona Crisan hat auch erst im Jänner 2011 ihr Studium bei Gunter Damisch abgeschlossen. Ganz ahnungslos ist sie allerdings nicht, denn Über \ Spannung ist bereits ihre 5. Einzelausstellung. Letztes Jahr entwickelte sie für eine Arbeit in einem mit konventionellen Medien schwer bespielbaren Raum das Konzept, mittels Klebebändern ein Netz dynamischer Vektoren zu spannen, das die räumlichen Hüllen miteinander verklammert. Sie greift damit in die architektonischen Parameter ein, sodass der Raum neu interpretiert und einem auferlegten bzw. aufgeklebten Kräftesystem subordiniert wird. Neben und in dieser eigenwilligen Intervention hält kaum ein anderes Kunstwerk Stand, Crisans Installation beansprucht den Raum zur Gänze, letztendlich werden auch die BetrachterInnen einverleibt. Ausgangspunkt der linearen Konstruktion ist immer die Frau, die zumeist in klassischer akademischer Manier mit Bleistift gezeichnet und explizit ins Bild gesetzt ist, auf einer präzis gehängten Leinwand oder wie in Über \ Spannung direkt an die Wand, wo der Mauernische die Rolle des Bildes zukommt. Die Frau ist konzeptueller wie prinzipieller Brennpunkt in Anemona Crisans Kunst. Sie verlangt als solche auch eine entsprechende Größe um als Impuls gebende Figur überzeugend zu wirken: resolut setzt sie ihr Spiel in Kraft und verschiebt festgelegte Grenzen – und es gibt kein Entkommen. Crisans Intervention behauptet sich nicht als trotziger Feminismus, aber doch als bewusstes Statement aus weiblicher Position. Und die junge Künstlerin strebt nach weiterer künstlerischer Expansion und Emanzipation. Das adäquate Medium und die Form werden sich noch zeigen, performativ und installativ vielleicht, eigenständig und authentisch aber sicher.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Roter Teppich für: Anemona Crisan - Über \ Spannung
09.11.2011 - 29.02.2012

SPÖ Bildungszentrum
1020 Wien, Praterstraße 25
http://www.roterteppich.at


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