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Julian Opie wallpaper - Hubert Schmalix paintings: Südseeträume

Vogelgezwitscher bildet die akustische Tonspur im Atelier im Augarten, schwarz-weiß gestreifte Südseefische kleben an den Glaswänden im Foyer. Ferien in Bali sind die Grundlage von Julian Opies \"Wallpaper\". Die kindliche Freude über die exotische Schönheit von Lotusblumen, braungebrannten Menschen, Affen und all die faszinierenden Dinge, die einem westlichen Urlauber so in der Südsee begegnen, vermittelt er in einer digital produzierten Tapetenserie. Persönlich Erlebtes wird zum von aller Wirklichkeit befreiten Icon einer Mediengesellschaft. Ehefrau Christine, Elena mit Lotusblüte im Haar, Kumara der Musiker: alle mutieren zur platten Comicfigur mit Knopfaugen, Punktnasen, Strichmündern. Könnten genauso erfunden sein. Das Spezifische des Ortes und das Individuelle der Persönlichkeit verlieren sich, lösen sich auf in kollektive, leicht verständliche Stereotypen. Bäume werden zu runden, blätterlosen Kreisen, Felder zu grünen Farbflächen, Himmel zum reinen Blau. Opie konsumiert als Urlauber Exotik. Er bleibt an der Oberfläche, verhält sich als Ferienkonsument. Als Künstler liefert er Images, wie sie auch die Konsumindustrie produziert. Digitale Daten, auf Folien geklebt, so digital wie die industriell erzeugte Bildwelt. Ein Bali-Urlaub, so unwirklich und unverbindlich wie die Träume, die Reiseunternehmer verkaufen. Opies \"Wallpapers\" sind flächig, ohne Tiefe. Wie ein Filmstreifen laufen sie schnell vorbei. Riesige, bunte, fröhliche Projektionsflächen für alles oder nichts. \"Hollyday-Feeling\", so unwirklich und schal wie eine nette Tapete. Auch Hubert Schmalix hat das Südseefieber gepackt. \"Man hat sich leer gesehen, sieht immer das Gewohnte. Der Blick in andere Bereiche ist vorteilhaft\", meint er. Seine \"Paintings\" schöpfen aus vielen Quellen. Anklänge an den Exotismus der Jahrhundertwende finden sich da, Assoziationen zu Gauguin, zu den Drucken der Jahrhundertwende, zu japanischen Farbholzschnitten, Comics oder Hawaiihemden stellen sich ein. Vor exotischen Settings posiert das Gewohnte: Schmalix? Frau als Aktmodell. Schamhaft, wie ein junges Mädchen mit Handtuch, stark reduziert wird sie zur Fremden. Schmalix? Bilder wirken sehr dekorativ, und tragen doch Irritierendes in sich. Schattenhafte Doppelkonturen und Flächen geben der Malerei Poesie, sie sieht aus wie ein Fehldruck. Südseeträume sind auch nur Schäume.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Julian Opie wallpaper - Hubert Schmalix paintings
05.10.2002 - 09.02.2003

Augarten Contemporary
1020 Wien, Scherzergasse 1a
https://www.erstestiftung.org/de/events/kyjiw-bienniale-2023/
Öffnungszeiten: Mi - So 12-18 h


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