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Art & Language: Im Labyrinth der Repräsentation

Jedesmal ist es ein merkwürdiges Déjà-vu, den Werken und Installationen von Art & Language zu begegnen. Man taucht in eine Metasprache, in der Formen des Ausstellens, des Zeigens und Präsentierens von Kunst generell analysiert, hinterfragt oder gelegentlich sogar ironisch auf den Kopf gestellt werden, wobei sich Art & Language fast ausschließlich auf die europäisch-amerikanische Tradition der Moderne beziehen. Zugleich verwendet die britisch-amerikanische Künstlergruppe immer wieder ähnlich wirkende räumliche Konstruktionen, die an Designobjekte oder Möbel erinnern. Diese wiederum sind oft mit zueinander im rechten Winkel verlaufenden Farbstreifen überzogen, welche den Untergrund für theoretische Texte der Künstlergruppe abgeben. Selbst jene also, die begannen, gewisse eingeschliffene Wahrnehmungsmuster zu unterlaufen, sind längst Markenzeichen. Man erinnere sich: Seit den 1970er Jahre beschäftigt sich die anfangs noch in wechselnden Formationen agierende und später auf ihre zentralen Mitglieder Michael Baldwin und Mel Ramsden gestützte Künstlergruppe mit Fragen rund um die Produktion von Kunst. Nicht zuletzt weil sie eine Verlagerung des Fokus von den klassischen nicht-sprachlich orientierten Ausdrucksformen wie Malerei, Skulptur oder Fotografie in Richtung Theorie und Sprache anstrebten, trugen sie mit ihren analytischen Untersuchungen wesentlich zur Stärkung der Konzeptkunst bei. Abgesehen von temporären Anbindungen an Musikgruppen der Pop-Avantgarde wie „The Red Crayola“ oder „Pere Ubu“ agieren Art & Language im Schnittfeld von Kunst, Architektur und Design. So wie in der realen Welt draußen Kunstwerke die Funktion von Dekoration übernehmen können, fragen Art & Language umgekehrt nach den ideologischen Bedingungen, die im Ausstellungsraum der Moderne vorherrschen und buchstäblich alles zum Teil eines Diskurses machen. Doch nicht nur Markenzeichen mit Wiedererkennungseffekt sind sie mittlerweile. Manchmal kommen Art & Language sogar komisch daher. Zumindest in einigen ihrer Werke, die aktuell in der Galerie Grita Insam in Wien zu sehen sind. Nicht wie früher oft Raum übergreifend arbeiteten sie hier. Vielmehr führen sie in intim wirkende Situationen heran und da wiederum die Leinwand einem neuen Zweck zu. Sie wird zum Überzug von Objekten, die genauso gut als Mobiliar wirken würden. Die Leinwände selbst – in ihrer systematischen Bemalung an die Geometrie irgendwelcher Colurfields der Moderne erinnernd – sind Referenzen auf frühere Art & Language Werke, während dahinter kaum sichtbar ein Foto des Atelies – also des „ideologischen“ Raumes – der beiden Künstler hängt. Staubtrocken erklären Art & Language, dass hinter der – nennen wir es Installation – Official Squares Again (2009-2010) – kein weiteres Werk hängt. Stattdessen wird Malewitsch paraphrasiert und in einer quer auf den zwei Sessel-Obekten aufgebahrten Vitrine befinden sich Badges, die an einen Traum erinnern sollen, den Malewitsch im Gedanken an Stalin gehabt haben könnte. Konzeptuell bis zum Bersten steif und somit britisch humorvoll wird alles Mögliche, was die Kunstgeschichte an Grausamkeiten hergibt auf die Schaufel genommen. Art & Language zählen zu einer mittlerweile historischen Avant Garde, die beeinflusst vom sogenannten Linguistic Turn, aber auch von Wittgenstein und Poststrukturalismus Bedingungen unserer Wahrnehmung innerhalb des Betriebessystems Kunst hinterfragten. In der Galerie Grita Insam standen Art & Language mit insgesamt fünf Ausstellungen für einen programmatischen Schwerpunkt der Galerie, die im Zuge ihrer 40 Jährigen Arbeit stets wichtige Positionen genreübergreifender Gegenwartskunst nach Wien holte. Aus gesundheitlichen Gründen wird, die Galerie, die an einem bedeutenden Teil der Wiener Kunstgeschichte aktiv beteiligt war, nun geschlossen.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Art & Language
28.09 - 19.11.2011

Galerie Grita Insam
1010 Wien, An der Hülben 3
Tel: + 43 1 512 53 30, Fax: +43 1 512 5330 15
Öffnungszeiten: geschlossen


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