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Robert F. Hammerstiel - All for your delight: (Un)Heimliche Idyllen

Betritt man den Hauptraum der Galerie von Lukas Feichtner, wird man vorerst akustisch gefangen genommen, denn aus den hinteren Räumen dringt mehrfaches Kinderweinen. Das Greinen ist irritierend, und unversehens findet man sich in einer Videoarbeit des österreichischen Künstlers Robert F. Hammerstiel wieder. Unter dem Titel „All for your Delight II“ zeigt er uns fünf Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, die einzeln in die Kamera weinen: fünf Video-Tableaux geben simultan in unterschiedlicher Intensität Kinderweinen wieder. „Diese Kinder weinen auf Knopfdruck“, sie sind professionelle Werbemodelle und wurden von der sie vertretenden Werbeagentur auch so angepriesen. Hammerstiel hinterfragt an Hand dieser Inszenierung die „Ware Mensch“, die Glücksversprechungen der Werbeindustrie, und zeigt auf, wie Eltern ihre Kinder zur eigenen Glücksfindung benützen. Irritierend dabei ist, dass diese Kinder im Studio tatsächlich kein Problem hatten, auf Anfrage hemmungslos zu schluchzen. Scheinbar verfügen sie über ein Potential an Trauer und Schmerz, das jederzeit abrufbar ist. Natürlich stellt Hammerstiel in dieser Arbeit die Frage nach „Echtheit“, „Warenwert“ und „Mehrwert“ dieser Gefühlsäußerung. Der Affekt wird repetiert – mehrere Minuten lang - und erscheint nach einiger Zeit als leere Formel, als belästigende Äußerung, bei der man nicht mehr weiß, ob man ihr trauen oder misstrauen soll. In Hammerstiels Werken geht es oftmals um „gebrochene Idyllen“, um Dinge, die uns umgeben und die uns ein gewisses Maß an - scheinbarer - Sicherheit und Geborgenheit verleihen, wie etwa in dem Videoloop von 2007, „Alles in bester Ordnung“, den er in der Landesgalerie Linz präsentierte. Da inszenierte der Künstler ein beschauliches Familienleben in einer Blockhütte, mit Plastikstühlen auf künstlichem Rasen. Stets unterstreicht er in seinen Arbeiten die Wertlosigkeit der materiellen Güter, die die Menschen umgeben und stellt die Frage, ob menschliche Beziehungen ebenso billig und brüchig sind. Robert F. Hammerstiel hat auch ein Faible für künstliche Topfpflanzen. Sie sind als pflegeleichte Platzhalter im bequemen Wohnzimmer zu finden und suggerieren eine Natürlichkeit, die durch ihr Material – Plastik – eindeutig widerlegt wird. Hammerstiel zeigt bei Feichtner auch großformatige Fotografien von künstlichem Bambus, Gummibaum und Philodendron vor weißem Leinwandhintergrund. Der Titel „Trust Me“ spricht die Irritation, die den Betrachter überfällt, herausfordernd an, denn der erste Eindruck bringt Unsicherheit und Unwissenheit über die Beschaffenheit dieser Pflanzen mit sich. Es ist auch eine Überhöhung des Banalen in Hammerstiels Kunst festzustellen, die sich jedoch selbst nicht ganz ernst nimmt, und diese augenzwinkernde Ironie ist auch das Sympathische an seinen Arbeiten. Manchmal kann einem das Lachen dabei aber auch im Halse stecken bleiben.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Robert F. Hammerstiel - All for your delight
30.09 - 29.10.2011

LukasFeichtner Galerie
1010 Wien, Seilerstätte 19
Tel: +43 676 3387145
Email: office@feichtnergallery.com
http://www.feichtnergallery.com
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18, Sa 10-16


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