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THE ESSENCE 2011: Zukunftsperspektiven aus dem Larifariland

Die Angewandte präsentiert sich wieder mit ausgewählten Arbeiten der StudentInnen im Rahmen der Essence, diesmal im MAK. Die Lebendigkeit der Kunstuniversität mag sich auch in den wechselnden Schauplätzen der jährlichen Essence widerspiegeln, wobei sich das MAK gegenüber anderen Institutionen sicher als adäquater Standort herausstellt, dies nicht nur wegen der historischen, lokalen und inhaltlichen Wesenseinheit. Es bietet auch genügend freie, großräumige Flächen, auf denen die einzelnen Werke zur gewünschten optischen wie akustischen Wirkung gelangen können und zugleich die einzelnen Institutsabteilungen in ihrer Verbundenheit deutlich werden, in der sich die StudentInnen ohne viel Aufwand bewegen können. War die Präsentation im letzten Jahr im Künstlerhaus aufgrund der räumlichen Gegebenheit sehr gedrängt, so war sie allerdings auch qualitativ sehr dicht, intensiv und professioneller im Vergleich mit der aktuellen Essence, wo die vielleicht zu hohe Erwartungshaltung der mittlerweile verwöhnten Essence -BesucherInnen doch ein bisschen enttäuscht wird. Doch auch in der von manch kritischen BesucherInnen als „Kunstflohmarkt“ empfundenen Essence 2011 finden sich durchaus beachtliche Leistungen der jungen KünstlerInnen, die gebührend erfolgreiches Echo bekunden können. In der Präsentation des Instituts der Architektur dominierte letztes Jahr die geschlossene multimediale Perfektion die Relevanz der einzelnen Arbeiten. Diesmal beweisen die Abteilungen unter den renommierten Leitern Prix, Lynn und Hadid ihre Aktualität mit überzeugenden Modellen, Schauwänden und bereit ausgelegter Literatur. Die neue Studienrichtung TransArts (Stephan Hilge, Roman Pfeffer, Nita Tandon) manifestiert ähnliche Dispositionen wie die Transmediale Kunst (Brigitte Kowanz). Die Arbeiten veranschaulichen zukunftsweisende Tendenzen der Kunstproduktion mit subversiven, oftmals interaktiven und humoristischen Installationen, die den BetrachterInnen unkonventionelle Zugänge ermöglichen, diese aber auch einfordern. Flexibilität und Mobilität binden das Publikum in ein spielerisches und dennoch reflexibles Bezugssystem ein und zeigen darin ausbaufähige Ansätze, wie man sie von einer Kunstuniversität erwartet. Auch die Abteilung Art and Science (Virgil Widrich, Georg Glaeser, Alfred Vendl) eröffnet neuartige Perspektiven mit sehr eigenständigen künstlerischen Positionen. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden in unterschiedlichste Medien transformiert, ideologischer Wahrheitsglaube an die Naturwissenschaft relativiert und sehr anregend visualisiert. Die Abteilung der Mode (Bernhard Willhelm) gibt sich betont trashig. Im Zentrum steht eine vielteilige Installation oder vielmehr Kompilation von wiederverwerteten Industrieprodukten, viele KollaborateurInnen haben viel Zeug zusammenmontiert – zu viel, der Kern der Aussage verliert sich und damit wohl auch der Titel. Umso klarer ist die gelungene Anspielung auf verschiedene gängige Klischees der österreichischen Gesellschaft in Anna-Sophie Bergers Pieces, einer textilen Arbeit aus rot-weiß kariertem Tuch. Deutlich artikuliert sich auch der Sarkasmus im Werk von Gert Reisinger aus der Abteilung Malerei (Johanna Kandl). Die überlebensgroße Puppe ciao bella persifliert das weibliche Schönheitsideal vor dem phallischen rosa Turm des blinkenden Larifariland. An dessen Rückseite rennt in einem Video eine Ratte im goldenen Hamsterrad, der umgebende Karton gibt den Titel: Österreich Classic Circus. Klassisch und ästhetisch nimmt sich die Tuschezeichnung Totum per Tuum von Sophie Thelen, Abteilung Grafik (Sigbert Schenk) aus. Präsentiert im Rund eines Paravents führt sie die BetrachterInnen in ihre individuelle psychologisch aufgeladene Welt. Konrad Strutz aus der Abteilung Fotografie (Gabriele Rothemann) setzt sich in seiner Arbeit 21.3.2001 19:43 – 22.3. 2011 13:14 mit der Relativität von zeitlicher wie perspektivischer Wahrnehmung auseinander und thematisiert die Subjektivität eines Gedankenprozesses innerhalb eines objektivierten, betrachterlosen Bezugssystems. Strutz erweckt vielfach Interesse – obwohl der genauso wesentliche zweite Teil des Werks, eine respondierende Fotoarbeit, leider nicht ausgestellt ist. Die Gratwanderung der Digitalen Kunst (Ruth Schnell) an der Schnittstelle von technologischer Innovation und Kunstwerk ist wieder mit herausragenden Arbeiten gelungen. Auf der Essence wird ein Auszug der Ausstellung Y/OUR/SPACE (11. - 22. Mai 2011, siehe dazu die artmagazine Kritik von Roland Schöny) präsentiert. Bei den DesignerInnen macht sich der freie Kunstmarkt bemerkbar. Neben Roboterspielzeug in niedlicher Käferoptik (Industrial Design unter Hartmut Esslinger) wird ganz nach dem aktuellen Mainstream Recycling betrieben – pardon, Upcycling, denn die Lampe aus der Toffifee-Verpackung ist natürlich viel hochwertiger als das Ursprungsmaterial (Kommunikationsdesign - Schwerpunkt Werbung unter Matthias Spaetgens). Dass Strategien des Marktes sich in Studienrichtungen wie Werbung und Design unmittelbar auswirken, mag vielleicht berechtigt sein. Auf der anderen Seite bietet kaum eine andere Institution als die Kunstuniversität den anregenden Freiraum für ein Labor ideeller Kreativität, in dem sich phantastische Utopien entfalten lassen, deren tatsächliche Realisierung kaum denkbar ist. Solche Ergebnisse zu präsentieren, ist nicht zuletzt die Stärke und spezielle Qualität der Essence. Letztendlich begründen Exponate aus den Instituten wie Architektur, Art and Science oder der Digitalen Kunst die Attraktion der Ausstellung.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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THE ESSENCE 2011
29.06 - 17.07.2011

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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