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Saskia Olde Wolbers: Trugbilder und Erinnerungsräume

Stimmen aus dem Off, psychedelische Klänge und Naturgeräusche, Bilder von organisch fließenden Räumen und solche von biomorphen Gebilden. Wenn die Videokünstlerin Saskia Olde Wolbers Geschichten erzählt, beginnt das Reale in einen abstrakten, traumatischen Zustand abzudriften. Die gebürtige Niederländerin setzt Informationen aus den Nachrichten, Mythen oder Fragmente alltäglicher Konversationen in surreale, mitunter klaustrophisch anmutende filmische Settings um, die das Erzählte lediglich imaginieren lassen. Denn die Bildebenen selbst sind von den aus dem Off erzählten Handlungen eigentümlich entkoppelt. In einem verstörenden Parcours hochartifizieller, entrückter Welten wähnt sich daher der Betrachter dieser Schau im Untergeschoss der Secession. Drei Videoarbeiten der Künstlerin stimmen hier über die Suggestionskraft von Bildern und den Wahrheitsgehalt von wie auch immer vermittelten Ereignissen nachdenklich. In „Placebo“ (2002) etwa wird die Geschichte eines Mannes geschildert, der jahrelang seinen Mitmenschen vortäuschte als Arzt tätig zu sein. Erzählt wird monologisch aus der Perspektive seiner Geliebten, die sich, nachdem die beiden einen Autounfall hatten, in einem Krankenhauszimmer wiederfindet, wo der Mann im Koma liegt. Ein menschenleerer Raum (das Modell eines Krankenzimmers) mutiert dabei zur fluiden Kulisse: Flüssiges, klinisch-fahles Weiß schwappt von einer Zimmerecke in die andere, formt Tropfen und Luftblasen. Suchte man nach Symbolen für das Auftauchen von Erinnerungen, die von der Gedankenflut sogleich wieder weggespült werden, in Olde Wolbers „Placebo“ findet man sie. Hybride aus Vögeln und Pflanzen beleben dagegen die Bilder ihrer jüngsten Produktion „Pareidolia“. Von der Gratwanderung zwischen Realität und Illusion, die in Bezug auf das Werk der Künstlerin immer wieder betont wird, ist da allerdings nichts zu spüren. Saskia Olde Wolbers führt hier wie in den anderen Arbeiten das Künstliche und den Konstruktionscharakter ihrer Arbeiten so offensichtlich vor Augen, dass man kaum in Versuchung kommt ihre Geschichten nach Wirklichkeitspartikeln zu durchforsten. Und wenn die Fiktion das Reale dermaßen überlagert, dann ist die Illusion perfekt.
Mehr Texte von Manisha Jothady

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Saskia Olde Wolbers
27.05 - 21.08.2011

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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