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54. Biennale von Venedig - ILLUMInazioni – ILLUMInations: Die Zeichen stehen auf Zukunft

An den zwei Locations der Biennale von Venedig gibt es zwei Orte, die prominenter sind als alle anderen: Der erste Raum im Arsenale sowie die große Halle im großen Pavillon. Die diesjährige Biennale, kuratiert von Bice Curiger, bespielt diese beiden Räume denkbar konträr: So verstellt im Arsenale Song Dong den großzügigen Saal mit einem Labyrinth aus Garderobetüren. Der Padiglione dagegen wird von drei (leider schlecht präsentierten) Tintorettos eröffnet, die das Generalthema „ILLUMInazioni – ILLUMInations“ einführen sollen. Artikuliert Song Dongs „Para-Pavillon“, der wie drei andere dieser von KünstlerInnen gestalteten Strukturen Arbeiten seiner KollegInnen beherbergt, einen Zustand der Verklausulierung, der Sichtbehinderung, der schwierigen Zugänglichkeit, so stehen Tintorettos Gemälde für die Helligkeit, die Öffnung, gleichzeitig die dramatische Überwältigung des Publikums. Als Klammer für die Werke der anderen 81 Künstlerinnen und Künstler erweist sich dieses Gegensatzpaar als durchaus sinnstiftend. Denn trotz Curigers Titels zeigt sich eine ganze Reihe von Arbeiten gerade vom Gegenteil – dem Obskuren, Mysteriösen, Verschlüsselten, Surrealen – geprägt: Etwa die geheimnisvolle Filmarbeit von Nathaniel Mellors, die eine seltsame Familie in fragwürdig motivierte Handlungen verfallen lässt; oder aber jene von Emily Wardill, in der glamourös gekleidete Protagonisten hinter gotischen Glasfenstern unter anderem aus Schriften von John Ruskin rezitieren. Auch die Objektfotografien von Annette Kelm und von Elad Lassry verschließen sich ihrer einfachen Entschlüsselbarkeit; und Franz Wests Para-Pavillon, bestückt mit Arbeiten von Gelitin, Octavian Trautmannsdorff, Roland Kollnitz und zahlreichen anderen pflegt als eigenwilliges Hybrid zwischen privater Behausung und öffentlichem Galeriedisplay das geordnete Chaos. Auf der anderen Seite dieser Skala stehen jene Arbeiten, die sich offensiv dem Licht widmen – unter materiellem Aspekt betrachtet etwa Philippe Parrenos blinkende, eher banale Glühbirnen, James Turrell bereits hinreichend bekannter Lichtraum, Haroon Mirzas Elektro-Installationen, bisweilen von unangenehmem Sound begleitet, oder Urs Fischers Kerzen, die in Form einer Raptusgruppe von Giambologna, seines Bürostuhls oder des Künstlers Rudolf Stingel sachte abbrennen und am Ende zu einem Wachshaufen geschmolzen sein werden. Als überaus erfreulich an dieser Biennale erweist sich der hohe Anteil an vielversprechenden jungen Positionen (neben einigen genannten auch etwa Ida Ekbland, Rashid Johnson, Cyprien Gaillard oder Mohamed Bourouissa), als nahezu verstörend dagegen die wenig spannende Performance etablierter KünstlerInnen: Bis auf Cindy Sherman, der tatsächlich so etwas wie eine Neuerfindung gelungen ist, und David Goldblatt, dessen Dokumentationen reuiger Verbrecher eine gelungene Synthese mit Monika Sosnowskas Para-Pavillon eingeht, enttäuschen die Big Names weitgehend: Maurizio Pavillon wärmt mit seinen überall im Pavillon verstreuten Tauben eine alte Arbeit auf, Monica Bonvicini stylishe Showtreppen kommen nicht ansatzweise an ihre früheren, kraftvollen Arbeiten heran, Fischli /Weiss gestalten eine langweilige Installation und Christopher Wool vermag mit seiner hundertsten Auflage von Siebdruck-imitiert-Malerei kaum mehr zu begeistern. So stahl die jüngere Generation dem Establishment die Show – und erteilte mit diesem starken Zeichen jeglichem Kulturpessimismus eine Absage. Nachwuchssorgen braucht man sich also keine zu machen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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54. Biennale von Venedig - ILLUMInazioni – ILLUMInations
04.06 - 27.11.2011

Österreichischer Pavillon - La Biennale di Venezia
30122 Venezia, Giardini della Biennale
https://www.biennalekneblscheirl.at
Öffnungszeiten: täglich 11 - 19 h, Fr, Sa bis 20 h,
Montag geschlossen außer 25/07, 15/08, 5/09, 19/09, 31/10, 21/11


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