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Martin Arnold: Deanimated: Das Unbewusste des Films

Was passiert, wenn man aus einem, sagen wir klassischen Hollywoodfilm der vieziger Jahre, die Schauspieler entfernt? Diese Frage stellte sich Martin Arnold, als er mit den Arbeiten zu \"Deanimated\" begann. Mit Hilfe komplizierter Hochtechnologie wurden aus dem Horrorfilm \"The Invisible Ghost\" teilweise die Schauspieler herausgenommen und die Leerstellen wieder aufgefüllt. Ganze Dialogpassagen wurden herausgeschnitten, während die Münder zugemorpht wurden. Die übriggebliebenen Fragmente ergeben keinen narrativen Sinn, das Verhältnis der AkteurInnen zueinander wird ein zusehends verkrampftes und Nebensätze gewinnen an Wichtigkeit. Ebenso werden Nebenfiguren zu Hauptdarstellern, so etwa der Butler Evans, der im rassistischen Hollywoodkino der vierziger Jahre selbstredend von einem Schwarzen dargestellt wurde. Nicht ohne Grund verwendet Arnold in seinen Arbeiten wiederholt Hollywoodproduktionen: Die scheinbare Vertrautheit, die wir ihren Studiosets gegenüber empfinden, wird durch die Verkehrung der Erzählung in ein subkutanes Wissen um die Unheimlichkeit menschlicher Beziehungen gebrochen - einen ähnlichen Anspruch hatten schon Arnolds frühere Filme. Der Unfähigkeit zu Kommunikation spürt Arnold auch in der Doppelprojektion \"Dissociated\" nach, wo die Gesichter der beiden Protagonistinnen des Films \"All about Eve\" auf gegenüberliegende Wände projiziert werden. Sie scheinen zum Reden anzusetzen, über diesen Ansatz aber nicht hinauszukommen und so ohnmächtig in einem unheilvollen Kreislauf gefangen zu sein. Es sieht so aus, als würden die Ungeheuerlichkeiten, die gleichsam im Unbewussten des Mediums Film möglich sind, an die Oberfläche gespült und offengelegt. Der Unheimlichkeit und Verwirrung in Arnolds Arbeiten trägt die Ausstellungsarchitektur von Georg Driendl Rechnung: Er inszeniert sie aus hohen, schrägen, schwarzen Wänden und langen, dunklen Gängen, durch die man auf dem Weg in die Black Box tappen muss - vielleicht das beste Ausstellungsdesign des Jahres. Und, was die Kunsthalle betrifft: Vielleicht auch die beste Ausstellung des Jahres.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Martin Arnold: Deanimated
11.10.2002 - 02.02.2003

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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