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Marie-Louise von Motesiczky: Kunst-Stück

Auf den ersten Blick irritierend, auf den zweiten in seiner Vieldeutigkeit reizvoll und auch historisch interessant: Der Akt mit einer Ratte und Büchern aus den frühen 1970er Jahren von Marie-Louise von Motesiczky. Es ist nicht Leda mit dem Schwan, sondern eine desillusionierte Venus mit einer offensichtlich deplacierten Ratte im Schoß. Vollkommen desinteressiert an der Person widmet sich das Tier ausschließlich dem Studium diverser Schriften. Die Liebesgöttin ist in klassischer Pose dargestellt, doch sarkastischer Weise unterdrückt durch den Lesestoff der Ratte. Ihre Attribute, Spiegel und Apfel, sind zertreten bzw. verschrumpelt. Marie-Louise von Motesiczky (1906-1996) stammt aus Wiener jüdischem Adel mit elitärem kulturellem Umfeld, zu welchem auch die Gesellschaft von Otto Wagner, Arthur Schnitzler und Sigmund Freud zählte. Das Oeuvre der erst in den letzten Jahren gewürdigten Künstlerin ist begrenzt, das Angebot am Markt daher sehr knapp. Auch wenn in den meisten ihrer Werke der Einfluss großer Zeitgenossen wie Max Beckmann oder Oskar Kokoschka deutlich spürbar ist, so entwickelte Motesiczky doch ihren unverkennbaren Stil. Ihr kritischer Blick auf ihre Umwelt wie auf sich selbst wird nicht ohne Witz in guter malerischer Qualität manifest. Der Inhalt ihrer Bilder ist oft schwer zu eruieren. Im Akt mit einer Ratte und Büchern thematisierte Motesiczky ihre langjährige, aber unbefriedigende Liaison mit Elias Canetti. Die belustigende Szene ist pikante Selbstironie.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Marie-Louise von Motesiczky
18.05 - 31.07.2011

W&K Galerie
1010 Wien, Strauchgasse 2
Tel: +43 1 533 99 77, Fax: +43 1 533 99 88
Email: office@w-k.art
https://www.w-k.art
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-18


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