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Martin Eiter: Alpenglühen im November

Im Februar dieses Jahres wurde von der Galerie Krobath Wimmer eine Themenausstellung mit dem spröden Titel \Naturbegriffe, Blicke\ präsentiert. Bereits damals mit dabei war Martin Eiter, in dessen Fotografien und Malerei sich alles weniger um den Naturbegriff an sich als um die kontinuierliche Veränderung von medialen Bildphänomenen dreht. Kaum sinkt das Thermometer und ziehen Nebelschwaden auf, ist es erneut Zeit für einen Ausflug ins Gebirge und somit für eine Einzelausstellung von Martin Eiter. In der Hängung funktionieren seine Tableaux und Fotografien wie Gebirgspanoramen. Es sind die Berge Tirols, die er als Motiv seiner Bilder wählt und wo sich Martin Eiter immer wieder in sein heimatliches Refugium zurückzieht. Nun gibt Martin Eiter in seiner Fotografie nicht deren klar definierte Beziehung zur Wirklichkeit auf, wie Jacques Derrida es als Voraussetzung für ihr Eintreten in die Kunst proklamiert hatte, sondern erzielt durch eine längere Belichtungszeit eine malerische Verschwommenheit der Bilder. Zweifellos ist hier die \Geschichte\ einer Reauratisierung der Fotografie am Werk, in der sich die Eindeutigkeit zugunsten von Vieldeutigkeit verschiebt. Die mittlerweile erprobte ästhetische Dimension der Fotografie dechiffriert Eiter, indem er in der Manier von Georg Baselitz die Gebirgswelt auf den Kopf stellt. Schenken wir der These von Boris Groys Glauben, so zählt der langsame Übergang vom malerischen zum fotografischen Bild zum eigentlichen Kunstereignis des 20. Jahrhunderts. Zugleich wurde durch diesen Medienwechsel das traditionelle Bild wiederbelebt und eine neue Zeitkategorie erschlossen. Nun gehört Martin Eiter zu jenen KünstlerInnen, die ihre fotografischen Aufnahmen vor allem benützen, um ihrem Konzept Anschaulichkeit zu verleihen. Obwohl er die Fotografie nicht als Dokumentationsmittel einsetzt, äußert sich in der großformatigen Strenge eine gewisse ästhetische Verweigerungshaltung, die aber nicht so weit geht, auf eine nostalgische, sentimentale Natursehnsucht völlig zu verzichten.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Martin Eiter
13.09 - 30.11.2002

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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