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Tu m` - Walter Niedermayr, Mathias Poledna, Oktavian Trauttmannsdorff, Beat Streuli: Under global construction

\"Tu m\\", unter diesem dialogischen Duchamp-Zitat loten vier Fotografen in der Galerie Meyer Kainer Aspekte des Menschseins im urbanen Umfeld aus. Eine fragile Konstruktion aus Wellpappe an dünnen Holzstützen gibt dem Raum zur Linken eine schräge Schlagseite. Auf dem temporär-ärmlich inszenierten Selbstbau-Bildträger von Oktavian Trauttmansdorff sollten seine Schwarzweißfotos der Wiener Kärntner Straße hängen. Allerdings sind die Originale schon etwas mitgenommen; sie mit verschmutztem Donauwasser nochmals zu entwickeln, glückte bisher nicht. Die Arbeit thematisiert das Verhältnis von Sichtbarem zu Unsichtbarem. Trauttmansdorffs Kärntnerstraßen-Doku zeigt bunt gemischte Menschengemenge auf der einst elitären Flaniermeile, eine Veränderung, ausgelöst durch die unsichtbare U-Bahn. Als leere, raumgreifende Projektionsfläche und Gegenbild funktioniert die gewellte Stellwand auch so. Steril, kalt, beängstigend, seltsam unwirklich wirken Walter Niedermayrs klinische Räume. Menschen kommen gar nicht oder nur als schemenhafte Schatten vor. Trotzdem scheinen sie immer da zu sein. Zwei Behandlungsstühle einer Praxis, ein angelehntes Trampolin, weißes Milchglas ohne Ausblick, zusammengerollte Gummimatten: Hier sitzt niemand, doch es könnte gleich wer kommen. Die überhellen, superscharfen Fotos tragen das spannende Moment von Science-Fiction-Filmen in sich, die Perspektive lässt vieles offen. Ein Anatomiesaal: Die strenge Ordnung der Kästen, Lüftungsrohre, pedantisch gerade gerückte Sessel wird gebrochen von Skeletten, Plastikaugen, Knochen, Gebissen. Menschen sind ab ? und doch anwesend. \"Actualité\" nennt Mathias Poledna seine Momentaufnahmen einer vierköpfigen Band beim Proben auf Fotos und Video. Er suggeriert irritierende Wirklichkeit. Die Protagonisten sind im Stil der achtziger gekleidet, posieren eine Spur zu sehr, um authentisch zu sein. Die Band ist eine Fiktion: Poledna ließ in einer Performance eine Eighties-Band nachstellen, um vergangenes Lebensgefühl zu generieren, Konstruktion einer Erinnerung und doch Gegenwart. Beat Streuli richtet die Kamera auf die Menschenmassen der Weltstädte, löst den Einzelnen aus dem bewegten Ganzen, fängt ihn in einem beiläufigen, unbeobachteten Moment ein. New York, Sydney, Tokio werden zur austauschbaren Menschenkulisse, das Individuum kämpft sich durch die global cities.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Tu m` - Walter Niedermayr, Mathias Poledna, Oktavian Trauttmannsdorff, Beat Streuli
12.09 - 10.10.2002

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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