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Marianne Maderna - Mighties & Frighties: Auf der Bühne von Macht und Eitelkeit

Man gelangt in die Innenwelt der Außenwelt. Hier ist alles Bühne. Wie im wirklichen Leben. Im Halbdunkel leuchten MarianneMadernas Figuren grün. Sie strahlen floureszierend, sind transparent und flach. Fast lebensgroß stehen sie da als lose Population der Vereinzelten. Doch kaum eine ganz aufrecht. Manche wirken vorwärtsstrebend, manche gekrümmt, eine andere fast tänzelnd, dann wieder der Typus des Flaneurs. Eitel herumstehend, oder doch eher gedrückt vom Leben. Man könnte sich das Szenario ebenso als lose Anordnung schwarz gekleideter Männer – kopfloser Pinguine, mit dünner Krawatte vorstellen. Sind es die Mächtigen oder die Unterdrückten? Als Typologie jedenfalls weisen sie einen hohen Verwandtschaftsgrad auf. „HUHUMAN“ heißt diese Serie von Figuren. Man kann das Szenario durchschreiten. Es eröffnet sich jene Arbeit, die Marianne Maderna in den letzten Jahren in unterschiedlichen Variationen verfolgt; aus der Zeichnung heraus entwickelt in verschiedenen Größen und Materialien. Etwa aus Draht gebogen oder als wuchernde Agglomeration Körper an Körper, in der sie zu einer Säule zusammenwachsen sich nach oben öffnend. Positiv. Weibliche Körper. Oder eben aus Plexiglas. Die Ränder stärker leuchtend, was den piktogrammartigen Stil verstärkt. „Sie können auf verschiedenen Ebenen existentiell interpretiert werden.“ Maia Damianovic wies in ihrer Eröffnungsrede darauf hin. Eine weitere Installation aus verzerrten Gesichtern, die einen frontal anblicken, zugleich aber wie hämisch dreinschauende Masken in Profilansicht wirken, verstärken den Eindruck. Die Köpfe schweben auf unsichtbaren Eisenstangen , - sind körperlos. Daher die Frage von Damianovic: „Sind diese apathischen und passiven Entitäten, diese gemorphten Gesichter Teil einer kafkaesken Welt, kontrolliert von einer unsichtbaren Macht. „Some unnamed Mighty?“ Marianne Maderna sieht es ironischer. Es seien doch auch Comicfiguren. Dennoch kommt die existentielle Dimension ihrer Arbeit in den präsentierten photographischen Werken unmittelbar zum Ausdruck. Körperstudien, Maderna kaum erkennbar selbst vor der Kamera, die Aufnahmen mit Kohlestift akzentuiert, kommentiert. Situationen der Anspannung, Übergänge des Menschlichen ins Animalische. Oder umgekehrt. Auch sie finden hier Platz. Die einzelnen Formate sind präzise und plausibel zueinander in einen Dialog gesetzt. Beeindruckend deshalb, wie souverän Marianne Maderna mit dem Ausstellungsraum, dem „ARTspace“ in der Wohnanlage Kabelwerk umgeht. An den Schmalseiten ist er durch breite Fensterfronten nach außen hin abgetrennt. Zur Präsentation ihrer „MIGTHIES & FRIGHTHIES“ konzipierte sie im Inneren zwei unterschiedlich stark abgedunkelte Zonen, wobei sich ein Teil in eine intime Kinosituation erweitert, wo die Künstlerin ihre seit 2009 ebenfalls auf Basis von Zeichnungen entstandenen Kurzfilme präsentiert. Maderna projiziert sie auf weißes Papier auf einer der Glasflächen, sodass sich ihre Ausstellung mit dem Filmprogramm visuell in den öffentlichen Raum erweitert. Gerade die unterhaltsamen Filme zeigen, dass nicht alles so bierernst zu nehmen ist. Hier mutieren die Sujets fließend. Da kann es schon mal vorkommen, dass Männer mit ihrem Gemächt einander bedrohen, erschießen, oder der Papst in „Woman as Pope“ auf die Schaufel genommen wird. Zwar geht es hier wieder um die Mächtigen und die Geknechteten, doch es wird gegen die Macht gestichelt. Besonders, wenn sie männlich ist. Bekannt ist Marianne Maderna nicht zuletzt mit einer Reihe von Interventionen und Skulpturen im öffentlichen Raum, die sie aus Papierfaltungen heraus entwickelt hat. Jetzt endlich gibt es die Möglichkeit in die Sphäre ihrer hypertroph sich weiterentwickelnden Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen und der Dynamik von Gruppenverhalten, kurz mit den sich nach oben streckenden Gedrückten einzutreten. Eine großartige Präsentation mit vielen ironischen Tupfern im noch viel zu wenig diskutierten Kunstraum PALAIS/Kabelwerk der Wohnanlage Kabelwerk.
Mehr Texte von Roland Schöny

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Marianne Maderna - Mighties & Frighties
06.05 - 30.06.2011

kA_12 kabelwerkArtspace
1120 Wien, Gertrude-Wondrack-Platz 4
Tel: +43 1 802 0650
Email: office@palaiskabelwerk.at
http://www.palaiskabelwerk.at/
Öffnungszeiten: geschlossen


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